Auch Russland meint:

Sieg syrischer Rebellen nicht mehr ausgeschlossen

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Autobombenanschlag tötete 16 Menschen südwestlich von Damaskus.

Auch Russland, ein wichtiger Unterstützer des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad, zweifelt mittlerweile an einem Sieg der Führung in Damaskus über die Aufständischen. Vizeaußenminister Michail Bogdanow sagte laut der Nachrichtenagentur ITAR-TASS am Donnerstag, ein Sieg der Opposition könne "nicht ausgeschlossen" werden. Die USA warfen der Assad-Führung den Einsatz von Scud-Raketen gegen Rebellen vor.

"Man muss den Tatsachen ins Auge sehen - das Regierungsregime verliert mehr und mehr die Kontrolle über einen großen Teil des Territoriums", zitierte ITAR-TASS Bogdanow. Bisher war Moskau Assads engster Verbündeter auf internationaler Ebene. Zusammen mit Peking blockierte Moskau alle Versuche im UNO-Sicherheitsrat, Damaskus mit Sanktionen unter Druck zu setzen.

Bogdanow kritisierte jedoch die wachsende internationale Anerkennung der oppositionellen syrischen "Nationalen Koalition" als alleinige Vertretung des syrischen Volkes. Das Programm der Opposition werfe "viele Fragen" auf, ebenso ihre Ablehnung von Gesprächen mit der Assad-Regierung, die sie stürzen wolle. Moskau bestehe dagegen weiter auf den Vereinbarungen von Genf, wonach der Syrien-Konflikt durch Gespräche unter Beteiligung aller Parteien beizulegen sei.

Auch Österreich steht dem Oppositionsbündnis mit vorsichtiger Zurückhaltung gegenüber. Man bleibe weiterhin bei der - seit Montag auch mit der EU akkordierten - Position, wonach die "Nationale Koalition" ein legitimer, aber nicht der einzige Vertreter des syrischen Volkes sei, hieß es am Donnerstag aus dem Außenministerium. Grund seien Unklarheiten über das politische Programm des Oppositionsbündnisses. Auch könne man nicht sicher sein, dass die "Nationale Koalition" tatsächlich das gesamte syrische Volk - inklusive Kurden, Alawiten und Christen - repräsentiere.

Bei den Kämpfen in Syrien kommen offenbar auch Raketen zum Einsatz. "In Syrien sind Scuds gelandet", sagte ein US-Regierungsvertreter in der Nacht auf Donnerstag. US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland sagte ebenfalls, im Syrien-Konflikt würden inzwischen auch Raketen eingesetzt. Zum Typ der Geschoße wollte sie sich nicht äußern. Zudem verwende die Regierung eine weitere "ungeheuerliche Waffe", sage Nuland. Es handle sich um eine Art Rohrbombe, die brennbares Material enthalte.

Wie die "New York Times" unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtete, feuerten Regierungstruppen in den vergangenen Tagen von Damaskus aus mehrere Scud-Kurzstreckenraketen auf Rebellenstellungen im Norden ab. Die Waffen mit einer Reichweite von etwa 300 Kilometern wurden einst in der Sowjetunion entwickelt. Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der Armee bereits den Abwurf von Brandbomben auf die Zivilbevölkerung vorgeworfen.

Bei mehreren Anschlägen wurden in Syrien dutzende Menschen getötet. In der 25 Kilometer von Damaskus entfernt gelegenen Stadt Qatana, in der viele Soldaten leben, explodierte eine Autobombe. In der Gegend versuchen Assads Truppen derzeit, Rebellenkämpfer zurückzudrängen. Nach Darstellung der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte waren unter den 17 Todesopfern sieben Kinder und zwei Frauen. Das staatliche Fernsehen gab die Zahl der Toten mit 16 an. Es machte Rebellen für die Tat verantwortlich und zeigte Bilder, auf denen Soldaten vor zum Teil eingestürzten Gebäuden zu sehen waren.

Am Mittwochabend explodierten am Innenministerium in der syrischen Hauptstadt drei Bomben. Dabei wurden fünf Menschen getötet, darunter auch ein Parlamentsabgeordneter. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, wurde der Innenminister Mohammed Ibrahim al-Shaar leicht verletzt.

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