NGOs werfen Saudi-Arabien den Einsatz von Streumunition vor.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition den Einsatz geächteter Streumunition im Jemen vorgeworfen. Fotos, ein Video und andere Indizien deuteten darauf hin, dass bei Luftangriffen auf Stellungen der Houthi-Miliz im Jemen Streubomben abgeworfen worden seien, erklärte HRW am Sonntag.
Die UNO warnte unterdessen vor einem vollständigen Zusammenbruch der Infrastruktur wegen des akuten Treibstoffmangels im Land.
Satellitenbilder
Nach Angaben von HRW geht aus Satellitenbildern hervor, dass in der Provinz Saada, einer Hochburg der Houthis im Norden des Landes, Bombensplitter auf einer landwirtschaftlichen Fläche wenige hundert Meter von bewohntem Gebiet niedergegangen seien. Es handle sich vermutlich um Streumunition vom Typ CBU-105, die von den USA an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate geliefert worden sei.
Streubomben setzen Hunderte kleinerer Bomben frei. Viele Blindgänger explodieren erst Jahre später. Genau wie Landminen geht die Munition bei Berührung in die Luft - wer nicht sofort getötet wird, überlebt meist schwer verstümmelt. Nach einem von 116 Staaten unterzeichneten Vertrag aus dem Jahr 2008 ist Streumunition international verboten. Saudi-Arabien, die USA und der Jemen schlossen sich dem Abkommen jedoch bisher nicht an.
Houthi-Rebellen
Saudi-Arabien bekämpft seit Wochen an der Spitze einer überwiegend sunnitischen Militärallianz die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen. Seit dem Beginn der Kämpfe Mitte März wurden mindestens 1.200 Menschen getötet und tausende weitere verletzt.
Am Sonntag wurde vor allem rund um die südliche Hafenstadt Aden gekämpft. Nach Abgaben eines Behördenvertreters setzt Saudi-Arabien dort nun auch erstmals Bodentruppen ein. Ein erste "begrenzte Anzahl" von Soldaten traf demnach am Sonntag in Aden ein. Sie sollen die sogenannten Volkskomitees unterstützen, die an der Seite der jemenitischen Regierungstruppen gegen die Houthis kämpfen, wie ein Vertreter der Miliz erklärte. Luftangriffe gab es nach Angaben von Rettungskräften in der Nacht auf Sonntag in der Hauptstadt Sanaa, im Osten und im Norden des Landes.
Der UNO-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten im Jemen, Johannes van der Klaauw, klagte, in dem Land mangle es mittlerweile an Gesundheitsversorgung, Nahrungsmitteln und Wasser, weil wegen einer Seeblockade kein Treibstoff mehr ins Land gelassen wird. Wenn in den kommenden Tagen nichts getan werde, werde das Land "vollständig zum Stillstand kommen". Die Lage sei "äußert besorgniserregend".
Bei einer Dringlichkeitssitzung zur Lage im Jemen konnte sich der UNO-Sicherheitsrat am Freitag jedoch nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen. Russland hatte die Sitzung in New York beantragt und in einem Entwurf einen sofortigen Waffenstillstand oder zumindest Feuerpausen für humanitäre Hilfe gefordert. Ein UNO-Diplomat sagte, die 15 Ratsmitglieder seien sich einig gewesen, dass die humanitäre Lage im Jemen katastrophal und politische Gespräche zur Lösung des Konflikts notwendig seien. Sie bräuchten aber mehr Zeit, um sich auf einen gemeinsamen Text zu einigen. Der russische UNO-Botschafter Witali Tschurkin kritisierte die "erstaunliche Unentschlossenheit" des Gremiums angesichts der sich verschlimmernden Lage in dem Land.