90 Festnahmen

Schlag gegen 'Ndrangheta: Gastwirt soll Haupttäter sein

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Razzia betraf Mitglieder der 'Ndrangheta in vier EU-Ländern und Südamerika.

Bei der großangelegten Razzia gegen die italienische Mafia hat die Polizei einen der mutmaßlichen Haupttäter in Nordrhein-Westfalen verhaftet. Der 45 Jahre alte Gastwirt sei am frühen Morgen in Pulheim bei Köln von den Ermittlern aus dem Schlaf gerissen worden, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.
 
Der Besitzer einer Osteria werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation beschuldigt, außerdem soll er beteiligt gewesen sein an "Kokainhandel in sehr, sehr umfangreichem Maße". Ermittler gingen in den Morgenstunden in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien gegen Mitglieder der italienischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta vor. Schwerpunkte der Aktion waren das Rheinland und das Ruhrgebiet sowie Bayern. Neben dem Gastwirt wurden auch mehrere andere mutmaßliche 'Ndrangheta-Mitglieder festgenommen, es gab zahlreiche Durchsuchungen, wie das Bundeskriminalamt in Wiesbaden mitteilte.
 
Die kalabrische 'Ndrangheta gilt inzwischen als die mächtigste italienische Mafia-Organisation. Sie dominiert den Drogenschmuggel nach Europa und ist auch in Deutschland aktiv.
 

90 Festnahmen, 4.000 Kilo Kokain

Bei großangelegten Razzien gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta in Deutschland und drei weiteren Ländern sind rund 90 Tatverdächtige festgenommen und bis zu 4.000 Kilogramm Kokain sowie 140 Kilogramm Ecstasy-Pillen beschlagnahmt worden. Das teilte die Europäische Justizbehörde Eurojust am Mittwoch bei einer internationalen Pressekonferenz in Den Haag mit.

Allein in Deutschland seien bis zum Beginn der Pressekonferenz gegen Mittag 14 Verdächtige in Gewahrsam genommen worden, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt von Duisburg, Horst Bien. Insgesamt werde im Rahmen der Operation mit dem Codenamen "Pollino" in Deutschland in einem laufenden Verfahren gegen 47 Beschuldigte ermittelt. Neben Deutschland und Italien gab es Einsätze in Belgien, den Niederlanden sowie in Lateinamerika.

 

65 Objekte in Deutschland durchsucht

Seit Mittwochmorgen seien in der Bundesrepublik 65 verdächtige Objekte durchsucht worden. Bien zufolge wurden vor allem in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen Bundesländern insgesamt Vermögenswerte in Höhe von rund fünf Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt. An den Operationen seien rund 440 Beamte beteiligt, sagte Christian Hoppe, Leitender Kriminaldirektor des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Ermittlungen gingen noch weiter.

Eurojust-Vizepräsident Filippo Spiezia bezeichnete die Operation von Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien als "außerordentlichen Erfolg". Möglich sei dies durch die Bildung eines gemeinsamen grenzüberschreitenden Ermittlerteams gewesen, das seine Arbeit bereits Anfang 2016 aufgenommen habe. Italiens Anti-Mafia-Staatsanwalt Fredirico Cafiero de Raho wies allerdings darauf hin, dass die 'Ndrangheta weiterhin stark und gefährlich sei: "Wenn wir glauben, wir haben die 'Ndrangheta ausgehoben, dann täuschen wir uns."

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