Der Vater von Andreas Lubitz zweifelt an der Schuld seines Sohnes.
Zwei Jahre nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine hat der Vater des Co-Piloten Andreas Lubitz seine Auffassung untermauert, wonach sein Sohn das Flugzeug nicht absichtlich in die französischen Alpen gelenkt haben soll. Günter Lubitz und ein vom ihm beauftragter Gutachter äußerten am Freitag in einer Pressekonferenz in Berlin Zweifel an den offiziellen Ermittlungsergebnissen.
Zweifel an Depressionen
Sein Sohn sei zum Zeitpunkt des Absturzes nicht depressiv gewesen, sagte Lubitz. Alle Ermittlungen hätten sich auf die Depression konzentriert und andere Aspekte vernachlässigt. "Wie alle anderen Angehören sind auch wir auf der Suche der Wahrheit." Lubitz-Anwalt Andreas Behr betonte: "Eine Fortsetzung der Ermittlungen ist aus unserer Sicht zwingend erforderlich."
Der von Lubitz beauftrage Journalist und Luftfahrtexperte Tim van Beveren kritisierte zahlreiche Details der Ermittlungen und kam zum Fazit, dass es keinen Beleg dafür gebe, dass Andreas Lubitz den Absturz absichtlich verursacht habe. "Bis heute gibt es keinen solchen Beweis." Van Beveren betonte vor rund 150 Journalisten allerdings, dass auch er keinen alternativen Hergang des Unfalls habe. "Ich muss Sie leider enttäuschen, ich weiß es nicht."
Lubitz rechtfertigte den Zeitpunkt der Pressekonferenz auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Crash. Die Reaktionen wären die gleichen gewesen, "egal welchen Tag wir gewählt hätten". Der Familie sei es darum gegangen, Gehör zu bekommen. "Wie alle anderen Angehörigen sind wir auf der Suche nach der Wahrheit."
Tragischer Absturz
Die Germanwings-Maschine war am 24. März 2015 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen zerschellt. Im Abschlussbericht der französischen Flugunfalluntersuchungsbehörde BEA vom März 2016 hieß es: "Die Kollision mit dem Boden wurde durch eine bewusste und geplante Handlung des Co-Piloten verursacht, der entschieden hatte Suizid zu begehen, während er alleine im Cockpit war."
Auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft sieht keinen Anlass für weitere Ermittlungen oder eine neue Bewertung der Unglücksursache. "Der Absturz ist auf das absichtliche - mutmaßlich in suizidaler Absicht erfolgte - Verhalten des Co-Piloten zurückzuführen", sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa am Freitag. "Für abweichende Absturzursachen haben sich keine zureichenden, tatsächlichen Anhaltspunkte ergeben und sind auch weiter nicht abzusehen." Es gibt für uns keinen Anlass, an der Art und den Ergebnissen der Unfalluntersuchungsbehörde zu zweifeln", sagte auch ein Sprecher des deutschen Verkehrsministeriums in Berlin.
Gedenken
Am zweiten Jahrestag des Absturzes der Maschine wurde in den französischen Alpen der Opfer gedacht. In der Kathedrale der Alpenstadt Digne-les-Bains kamen am Freitag rund 500 Angehörige zu einer ökumenischen Trauerzeremonie mit Schweigeminute zusammen. In der deutschen Stadt Haltern gedachten Schüler, Lehrer und Eltern der Opfer. Zur Zeit des Absturzes um 10.41 Uhr versammelten sich Hunderte Menschen auf dem Schulhof des Joseph-König-Gymnasiums zu Schweigeminuten. Weiße Rosen erinnerten an die 16 Schüler und zwei Lehrerinnen, die unter den 150 Toten waren.