1. Mai in Istanbul

Straßenschlachten: Istanbul versinkt im Chaos

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Der Taksim-Platz wurde von der türkischen Polizei abgeriegelt.

Die türkische Polizei hat die zentrale 1.-Mai-Demonstration regierungskritischer Gewerkschaften in Istanbul mit Wasserwerfern und Tränengas aufgelöst. Aus den Reihen der Demonstranten wurden die Sicherheitskräfte im Stadtteil Besiktas in der Innenstadt daraufhin mit Steinen beworfen. Zuvor sei die Veranstaltung am Freitag mit rund 1500 Teilnehmern stundenlang friedlich verlaufen.

Chaos auf den Straßen Istanbuls

Über 100 Festnahmen
Die Organisatoren hatten erfolglos mit der Polizei darüber verhandelt, zum abgeriegelten Taksim-Platz marschieren zu dürfen. Nach Polizeiangaben wurden mindestens 136 Menschen festgenommen.

Trotz des Polizeiaufgebots gelang es einer kleinen Gruppe Kommunisten, auf den Platz vorzudringen. Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, sie hätten sich in einem nahen Hotel versteckt gehabt. Die Polizei vertrieb sie mit Schlagstöcken, mehrere Menschen wurden festgenommen. Ein empörter Passant rief den Polizisten mit Blick auf die Wahl im Juni zu: "Ihr habt noch 40 Tage. Ihr werdet verlieren."

21.000 Polizisten im Einsazt
Der Sender CNN Türk berichtete unter Berufung auf die Behörden, 21.000 Polizisten seien am Maifeiertag in Istanbul im Einsatz gewesen. In Besiktas versuchte die Polizei, den dpa-Reporter festzunehmen, und rang ihn dabei zu Boden. Er wurde nach einigen Minuten freigelassen.

Der 21 Jahre alte Demonstrant Onur sagte: "Es ist sehr schlecht, dass sie den Taksim abriegeln. Sie riegeln unsere Freiheit ab." Demonstranten skandierten Slogans, in denen sie Präsident Recep Tayyip Erdogan einen "Mörder" und "Dieb" nannten.

Moltowcocktails fliegen
Auch außerhalb von Besiktas kam es zu Zusammenstößen. Auf Fotos der Nachrichtenagentur epa waren Randalierer zu sehen, die Steinschleudern und Molotowcocktails gegen die Polizei einsetzten. Sie errichteten Barrikaden und steckten sie in Brand. Regierungskritische Gruppen und Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen, am 1. Mai auf den symbolträchtigen Taksim-Platz vorzudringen. Seit den Gezi-Protesten im Sommer 2013 hat die Polizei dort keine regierungskritischen Demonstrationen mehr zugelassen.
 

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