IS-Flaggen im Auto

Sydney-Anschlag: Geheimdienst kannte Attentäter (24) seit Jahren

Bericht: Waren für "militärähnliche Ausbildung" auf den Philippinen

Sydney. Die beiden Attentäter von Sydney waren offenbar von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beeinflusst. Dies erklärte Australiens Premier Anthony Albanese in einem Interview. Laut einem Medienbericht haben sie kurz vor dem Anschlag auf ein jüdisches Fest mit 15 Todesopfern eine "militärähnliche Ausbildung" auf den Philippinen erhalten und der Sohn hatte Verbindung zu einem Netzwerk von IS-Unterstützern. Die Polizei bestätigte, dass sich im Auto IS-Flaggen befanden. 

Die Ermittler identifizierten die Angreifer als Vater und Sohn. Der 50 Jahre alte Vater war von Einsatzkräften am Tatort erschossen worden. Sein 24-jähriger Sohn wurde angeschossen und festgenommen - er liegt nach wie vor mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, soll Berichten zufolge inzwischen aber außer Lebensgefahr sein.

Der 24-Jährige habe seit langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von Unterstützern der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehabt, berichtete der australische Fernsehsender ABC. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete ABC zudem, dass die beiden kurz vor dem Anschlag auf das Chanukka-Fest zur Ausbildung auf den Philippinen waren.

Geheimdienste prüfte Attentäter (24) bereits 2019

Premierminister Albanese hatte zuvor berichtet, der australische Inlandsgeheimdienst habe den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Terrorzelle des IS überprüft. Die Polizei habe damals jedoch keine Hinweise auf eine anhaltende Bedrohung oder Gewaltbereitschaft festgestellt.

Laut Bericht des australischen Senders "ABC" habe der 24-jährige Attentäter enge Kontakte zu Isaac El Matari, der sich selbst als "IS-Kommandant für Australien" bezeichnete, gepflegt. 2021 wurde El Matari wegen terroristischer Straftaten zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Selbstgemachte IS-Flaggen im Auto

Albanese erklärte in einem Interview mit dem Radiosender ABC Sydney: "Es scheint, dass das (der Anschlag) durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war." Der Chef der Polizei des Bundesstaats New South Wales, Mal Lanyon, bestätigte laut dem "Guardian", dass beide Attentäter im vergangenen Monat auf die Philippinen gereist waren. Der Zweck dieser Reise und der dortige Aufenthaltsort der beiden würden derzeit untersucht, hieß es.

In dem Auto, das auf den Sohn zugelassen ist, befanden sich laut Lanyon mehrere Sprengsätze und zwei selbst gemachte IS-Flaggen. Man arbeite weiterhin daran, die Hintergründe des Anschlags aufzuklären.

Premier: Held von Sydney "Inspiration für alle Australier"

Unterdessen besuchte Albanese den Mann, der einen der Angreifer überwältigt hatte, im Krankenhaus. Der 43-jährige Ahmed al-Ahmed sei ein "wahrer australischer Held. Er ist sehr bescheiden", sagte Albanese vor Reportern. Der in Syrien geborene Al-Ahmed hatte den Angreifer von hinten gepackt und ihm nach kurzem Kampf die Waffe entrissen, wie millionenfach in sozialen Netzwerken geklickte Aufnahmen zeigen. Er erlitt Schusswunden in der Schulter und muss mehrfach operiert werden.

Berichte über weitere Fälle von Zivilcourage

Die Zeitung "Sydney Morning Herald" berichtete von einem weiteren Fall von Zivilcourage. Demnach zeigten Aufnahmen einer in einem Auto installierten Videokamera, wie ein Paar zuvor versuchte, denselben Angreifer zu stoppen. Die Passanten hätten den Mann angegriffen, als er bewaffnet aus seinem Auto stieg. Das Paar habe ihn auf die Straße gestoßen und ihm das Gewehr aus den Händen gerissen. Der Angreifer sei danach zurück auf den Gehweg getaumelt. Drohnenaufnahmen, die nach dem Vorfall gemacht worden seien, zeigten das Paar tot nebeneinander auf dem Gehweg liegend, berichtete die Zeitung. Ihre Identitäten seien bisher nicht öffentlich bekannt.

Der "Guardian" berichtete zudem über andere Aufnahmen, auf denen ein Mann zu sehen ist, wie er einen Gegenstand auf denselben Angreifer wirft, nachdem dieser von Ahmed al-Ahmed entwaffnet worden war. "Er schaffte es, Ziegelsteine zu werfen, er schrie ... und beschützte seine Gemeinde, er wurde erschossen", wurde die Tochter des Mannes von der Zeitung weiter zitiert.

Sydney Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukka-Leuchter

Im Gedenken an die Opfer und als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde wurde das berühmte Opernhaus von Sydney am Montagabend mit dem Bild eines Chanukka-Leuchters angestrahlt. Ein neunarmiger Leuchter war auf den Segeln des Wahrzeichens zu sehen, wie Fotos zeigen.

Premier: Wir möchten den Antisemitismus ausmerzen

Die Regierung stufte die Tat vom Sonntag als antisemitischen Terroranschlag ein. Auf die Frage von ABC Sydney, ob er das Gefühl habe, genug gegen Antisemitismus in seinem Land getan zu haben, erwiderte Premier Albanese: "Wir tun, was wir können." Man werde weiter gegen Judenfeindlichkeit vorgehen. "Wir möchten den Antisemitismus ausmerzen. Das ist das Ziel."

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, der zum Gaza-Krieg führte, ist es nach Angaben jüdischer Repräsentanten zu einem drastischen Anstieg antisemitischer Übergriffe in Australien gekommen.

Laut der Sonderbeauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus, Jillian Segal, nahmen die Vorfälle allein von Oktober 2023 bis September 2024 um 316 Prozent zu. Es seien mehr als 2.000 Fälle gemeldet worden, darunter Drohungen, Übergriffe, Sachbeschädigungen und Einschüchterungen. Dazu zählte sie einen Brandanschlag 2024 auf eine Synagoge in Melbourne. Auch in anderen Ländern kam es infolge des verheerenden Gaza-Kriegs vermehrt zu antisemitischen Vorfällen.

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