Syriens friedliche Revolutionsbewegung ist noch nicht tot

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Die friedliche Protestbewegung ist in Syrien fast unsichtbar geworden - Der Karikaturist Juan Zero kämpft mit seiner Arbeit gegen die Logik des Krieges.

Lange Säbel, von denen Blut tropft, und kleine Bürger, die von der brutalen Hand des Herrschers in Stücke gerissen werden - mit diesem klassischen Repertoire arabischer Karikaturisten will Juan Zero nichts zu tun haben. Der syrische Karikaturist verpackte seine Botschaft subtiler. Präsident Bashar al-Assad zeichnet er mit einer übergroßen Krone. Das Symbol der Macht ist dem syrischen Machthaber so tief über die Augen gerutscht, dass er nichts mehr sehen kann. Zu Juan Zeros bekannten Motiven gehört außerdem ein Regenbogen, der von Kanonenkugeln durchsiebt wird.

Seinen Künstlernamen Juan Zero hat der 36-Jährige gewählt, weil er die Werke des spanischen Malers Joan Miro mag. Seine Heimat Syrien hat er vor 13 Monaten verlassen, nachdem Geheimdienstmitarbeiter in seinem Stammcafe in Damaskus nach ihm gesucht hatten. "Die Leute vom Regime kannten meinen richtigen Namen damals noch nicht, deshalb konnte ich ohne Probleme das Land verlassen", erzählt der Künstler. Um den Hals trägt er ein rot-weißes Baumwolltuch. Ein schwarze Mütze bedeckt seinen haarlosen Kopf.

Seine Geschichte ähnelt der vieler syrischer Revolutionäre, die geflohen sind, um nicht in den Folterkellern des Regimes zu landen. Sie sind auf der Flucht, sie pendeln seit Monaten zwischen Istanbul, Kairo, Beirut und den verschiedenen Flüchtlingslagern und schlafen bei Freunden auf der Couch. Anders als die Vertreter der Oppositionsparteien, die in unregelmäßigen Abständen Spenden von Geschäftsleuten und verschiedenen Regierungen erhalten, leben sie von Ersparnissen und Gelegenheitsjobs.

Juan Zero ist diese Woche bei Freunden in Istanbul untergekommen. In der türkischen Metropole sammelt er Spenden für sein nächstes Projekt. Er will den traumatisierten Kindern in einem Flüchtlingslager in der Provinz Aleppo "ein Stück Kindheit zurückgeben". Mit Kreativität und Spiel sollen die rund 1.200 Kinder lernen, ihre Kriegserlebnisse zu verarbeiten.

Als er zu einer ersten Erkundungstour in dem Lager war, das unweit der türkischen Grenze liegt, war er positiv überrascht, wie die Eltern der Flüchtlingskinder auf seinen Vorschlag reagierten. "Ich habe gedacht, sie sagen mir vielleicht, warum willst du hierherkommen, um zu spielen? Bring uns lieber Essen und warme Decken. Aber nein, sie waren sehr aufgeschlossen und erklärten, alles, was gut sei für ihre Kinder, sei ihnen willkommen."

Zu den syrischen Oppositionsparteien, deren Vertreter sich diese Woche in Istanbul zu einer Konferenz aufhalten, wahrt Zero einen "Sicherheitsabstand", wie er sagt. Der Karikaturist hat wie viele Araber seiner Generation ein großes Misstrauen gegen Parteien und Politiker. Er will sich nicht vereinnahmen lassen. Gelegentlich nimmt er sich in seinen Karikaturen auch die Veteranen der Opposition und die Rebellen vor.

Ähnlich wie die ägyptischen Aktivisten, die im Januar 2011 die ersten Demonstrationen gegen das korrupte Regime von Präsident Hosni Mubarak angezettelt hatten, so organisieren sich auch die meisten jungen Syrer lieber in Nichtregierungsorganisationen, statt politische Verantwortung zu übernehmen. Trotzdem kritisiert Zero den ägyptischen IT-Manager Wael Ghoneim, der zu den bekanntesten Gesichtern der sogenannten Revolution vom 25. Jänner zählt: "Er ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, es ist nicht in Ordnung, erst zu protestieren und danach einfach nach Hause zu gehen."

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