Khashoggi-Tötung

Trump: Saudi-Kronprinz war vielleicht involviert

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US-Präsident in einem Interview: "Er hat das Sagen" 

US-Präsident Donald Trump schließt nicht mehr völlig aus, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman über die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi informiert war. Der Prinz führe derzeit in Saudi-Arabien in zunehmendem Maße die Regierungsgeschäfte, sagte Trump in einem am Dienstagabend veröffentlichten Interview der Zeitung "Wall Street Journal".
 

"Er hat das Sagen"

"Er hat das Sagen, und wenn es also irgendjemand gewesen wäre, dann er", betonte Trump. Er glaube nicht, dass König Salman vorher über die Tötung informiert worden sei, so Trump.
 
Khashoggi war am 2. Oktober in das Istanbuler Konsulat seines Landes gegangen, um ein Dokument für seine anstehende Hochzeit abzuholen, aber nicht wieder herausgekommen. Saudi-Arabien gestand am vergangenen Samstag seinen Tod im Konsulat ein, erklärte aber, er sei bei einem "Faustkampf" ums Leben gekommen. 18 saudische Staatsangehörige wurden festgenommen. Mohammed bin Salman bestreitet jede Verantwortung.

Gespräch mit Kronprinzen

Trump sagte am Dienstagabend im Weißen Haus vor Journalisten, er habe am Vortag mit dem Kronprinzen gesprochen. Dieser habe nachdrücklich gesagt, dass er damit nichts zu tun gehabt habe. Die Sache habe sich auf einer niedrigeren Ebene abgespielt. Trump wolle dem Glauben schenken, zitierte ihn das "WSJ": "Ich will ihnen wirklich glauben."
 
Die USA leiteten erste Strafmaßnahmen ein. Das Außenministerium teilte mit, 21 saudischen Verdächtigen im Fall Khashoggi werde entweder ihr Visum entzogen oder sie würden zu Personen erklärt, die für ein Visum zur Einreise in die USA nicht mehr infrage kämen. Nach den Worten von Außenminister Mike Pompeo werden weitere Maßnahmen sondiert, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
 
Laut einer türkischen Zeitung hat sich inzwischen CIA-Chefin Gina Haspel über die Ermittlungen vor Ort ein Bild gemacht. Die regierungsnahe Zeitung "Sabah" berichtete am Mittwoch, der türkische Geheimdienst MIT habe Haspel bei einem Besuch in Ankara "Video- und Audioaufnahmen" gezeigt und mit ihr die bei der Durchsuchung des saudi-arabischen Konsulats und der Residenz des Konsuls gesammelten Beweise geteilt.
 
Türkische Medien berichten seit Wochen, dass die Ermittler über Ton- und Bildaufnahmen aus dem Konsulat verfügen, welche die Tötung des "Washington Post"-Kolumnisten am 2. Oktober belegen. Die Regierung in Ankara hat dies bisher aber nicht bestätigt, und auch Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Existenz solcher Aufnahmen in seiner Rede zum Fall Khashoggi am Dienstag nicht erwähnt. Sollten solche Aufnahme existieren, so ist unklar, wie die Ermittler daran gelangten.
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