Tunesien

"So erlebte ich den ISIS-Terror am Strand"

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Blut, Schreie, Chaos – so erlebte eine Österreicherin vor Ort die Bluttat von Sousse.

Sie wollten einen perfekten Urlaub erleben und wurden zu Opfern des ISIS-Wahnsinns. Hunderte Urlauber entkamen am Freitag nur knapp dem Blutrausch von Täter Abu Yahya AlQuirawani (23 – siehe Story rechts).

»Ich lief so schnell ich konnte Richtung Hotel!«

Darunter auch die Grazerin Evgenia Popova (27), die seit einer Woche mit ihrem Mann und ihrer einjährigen Tochter im Nachbarhotel El Mouradi Palm Marina urlaubt. Auf ihrem Blog schrieb sie jetzt über die Horrortat vom Freitag: „Bang. Bang. Schüsse kamen vom Hotelstrand nebenan. Ich schnappte mir den Kinderwagen und lief so schnell ich konnte Richtung Hotel. Ich wusste nicht, was hinter mir passierte.“ (Siehe auch rechts.)

Österreichische Urlauberin: "Wir wollen nur mehr weg"

Mit ihrer Tochter Lara flüchtete sie in ihr Hotel­zimmer, wo ÖSTERREICH sie auch erreichte (siehe Interview unten). Ihr einziger Wunsch nach der Blut-Attacke: „Wir wollen hier einfach nur mehr weg!“

38 Urlauber starben bei dem Attentat, 39 weitere wurden verletzt.

© Screenshot

Augenzeugin: "Der Attentäter spazierte entspannt am Strand"

ÖSTERREICH: Wo waren Sie, als das Attentat passierte?
Evgenia Popova
: Ich war mit meiner Tochter am Strand im Nachbarhotel, als es losging. Erst dachte ich an ein Feuerwerk, dann war klar: Es sind Schüsse.

ÖSTERREICH: Wie ging es dann weiter?
Popova: Das Einzige, was wichtig war, dass ich meine Tochter in Sicherheit bringe. Mit ihr im Kinderwagen bin ich so schnell ich konnte ins Hotel gelaufen.

ÖSTERREICH: Mit Ihrem Mann sind Sie dann in Ihr Hotelzimmer geflohen. Er hat den Täter dann später aber auch noch selbst gesehen?
Popova
: Ja, er ist nachschauen gegangen, ob der Angreifer in unsere Richtung kommt und ob er uns evakuieren muss. Auf dem Dach unseres Hotels hat er dann den Täter ­gesehen, wie der entspannt über unseren Hotelstrand spaziert ist.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen jetzt?
Popova
: Gebucht haben wir bis nächsten Samstag, aber es ist kein Urlaub mehr. Wir wollen weg.

Junge Mutter: Es war einfach schrecklich!

Auf ihrem Internet-Blog beschreibt die Grazerin die Horror-Minuten am Strand: „Die Schüsse kamen vom Hotelstrand nebenan. Zwischen uns war nur ein Volleyball-Feld. Die Spieler riefen: ‚Steht auf!‘ Meine einjährige Tochter schlief neben mir. Ich schnappte mir den Kinderwagen und lief so schnell ich konnte. Ich wusste nicht, was hinter mir passierte. Es gab noch Schüsse.“

ISIS-Killer scherzte erst und zog dann die Waffe

Er sieht aus wie ein ganz normaler Student. Auf dem Foto lächelt der 23-jährige Abu Yahya AlQuirawani in die Kamera (siehe Bild oben). Doch dieser Mann soll am Freitag an der tunesischen Mittelmeerküste 38 Urlauber kaltblütig auf ihren Sonnenliegen niedergeschossen haben. Der ISIS bejubelt den Maschinenbau-Studenten in sozialen Netzwerken als „Soldat des Kalifats“. Immer mehr Details der Wahnsinnstat werden jetzt bekannt.

Mit gezielten Kopfschüssen tötete Student Touristen
Wie mehrere Urlauber berichten, kam der Terrorist Freitagmittag mit einem Schlauchboot an den Strand gefahren. Barfuß und in Schwimmshorts. Die Kalaschnikows, mit denen er später um sich schoss, hatte er da noch in einem Sonnenschirm versteckt.

„Er hat gelacht und gescherzt, wie ein ganz normaler Tourist“, erklärt eine Augenzeugin später.

Aber obwohl der Tunesier aussieht wie ein ganz normaler Urlauber, verfolgt er doch einen perfiden Plan. „Er hat sich ganz genau ausgesucht, wen er erschießen wird. Einigen sagte er: ,Geht weg!‘“ AlQuirawanis Ziel: Touristen. Französische und vor allem britische.

Einen tunesischen Hotelangestellten warnte der Killer: „Ich will dich nicht töten. Ich will Touristen.“

Plötzlich eröffnet AlQuirawani das Feuer. Mit gezielten Kopfschüssen streckt er Dutzende Urlauber nieder.

Nach seinem Massaker (39 Tote, ebenso viele Verletzte) flieht er aus dem Hotel und wird schließlich auf offener Straße erschossen. Bisher ist noch unklar, ob AlQuirawani allein handelte oder Mittäter hatte. Jedenfalls wurden mehrere Männer in Tunesien verhaftet.

D. Müllejans

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