In Belarus, nur ein paar Kilometer von der Grenze zu Polen und damit zur Europäischen Union, halten Soldaten der Armee von Russlands Verbündetem Alexander Lukaschenko Manöver ab.
Fallschirmjäger üben den Sprung aus einem Flugzeug, andere Soldaten den Kampf im Wald. Das Manöver der Spezialeinheit der 38. Luftlandebrigade gehört zum Programm einer streng kontrollierten Pressetour.
Der belarussische Machthaber Lukaschenko hatte dem Kreml erlaubt, sein Land als Ausgangsbasis für den Militäreinsatz gegen Kiew im Februar vergangenen Jahres zu nutzen. Seither wächst die Befürchtung, auch seine Truppen könnten eingreifen.
"Wir sind bereit, jede Aufgabe zu übernehmen, auch die Schwierigste, wenn es sein muss", sagt Wadim Lukaschewitsch, Vizekommandeur der belarussischen Spezialeinheiten. Das Übungsgelände in der Nähe von Brest liegt nur vier Kilometer vom EU- und NATO-Mitglied Polen entfernt - und 50 Kilometer von der Ukraine.
Die Soldaten trainieren hinter einem Porträt, das den seit 1994 regierenden Lukaschenko in Militäruniform zeigt. Daneben sein Zitat: "Es gibt heute keine wichtigere Aufgabe, als unsere Errungenschaften, unser Volk und unser Land zu verteidigen."
Bisher keine Soldaten in der Ukraine
Zwar befindet sich eine nicht bekannte Zahl russischer Soldaten auf belarussischem Boden, aber Lukaschenko hat versprochen, selbst keine Soldaten in die Ukraine zu schicken. Die Truppenstärke seiner Armee wird auf 60.000 bis 70.000 geschätzt.
Lukaschenko hat Spekulationen zurückgewiesen, dass Russland und Belarus sich enger zusammenschließen könnten. Und auch die von Russland annektierten ukrainischen Gebiete hat er nicht anerkannt. Aber Lukaschenko hat auch mehrmals gesagt, dass Minsk sich auf alle Eventualitäten vorbereiten müsse.
In Brest üben die Militärvertreter sich in Zurückhaltung, sie wollen den Konflikt in der Ukraine nicht kommentieren: "Die Lage ist stabil", sagt Vizekommandeur Lukaschewitsch. "Aber wir bereiten uns vor, weil wir bereit sein müssen, unsere Aufgaben zu erfüllen, sollten die Bedingungen sich plötzlich ändern."
Besseres Training
Einige der Militärs sagen, ihre Armee habe von der Anwesenheit der russischen Truppen profitiert, da sie jetzt besseres Training bekomme. Während der Pressetour führt die Armee auch Waffen vor, die in Belarus hergestellt wurden, sowie russische und modernisierte sowjetische Ausrüstung.
Auch die Unterkünfte der Soldaten werden gezeigt. An der Wand hängt die Flagge von Belarus zusammen mit patriotischen Parolen und Bildern von Lukaschenko und anderen Generälen. Neben dem Schlafsaal mit Reihen von Metallbetten gibt es einen Unterrichtsraum, der nach offiziellen Angaben unter anderem für "ideologische Schulungen" genutzt wurde.
Eigentlich ist Belarus, wo noch viel vom Erbe der Sowjetunion fortbesteht, für ausländische Medien nicht zugänglich - erst recht nicht seit den historischen Protesten gegen die Regierung im Jahr 2020.
Nun betonen die Vertreter der Armee, dass Minsk "friedliebend" sei und dass die Autoritäten "Stabilität" garantierten. "Belarussen sind friedliche Menschen. Aber wenn wir müssen, werden wir unser Belarus verteidigen", sagte Lukaschewitsch. "Wir werden unser Liebstes nicht aufgeben", fügt er hinzu. "Wir haben niemanden angegriffen", sagt ein anderer Militärangehöriger. "Aber wenn jemand uns angreift, dann..."