Wegen Putin-Nähe

Immer mehr Opern-Häuser feuern Anna Netrebko

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Nach Hamburg und Stuttgart streichen auch Berlin und New York Netrebkos Auftritte.

Der Terminkalender der austro-russischen Starsopranistin Anna Netrebko wird zunehmend freigeräumt. Die 50-Jährige hat ihre Teilnahme an der "Turandot"-Produktion der Berliner Staatsoper Unter den Linden im Juni und Juli zurückgezogen. Man habe Netrebko zuvor aufgefordert, sich vom völkerrechtswidrigen Vorgehen der russischen Regierung in der Ukraine zu distanzieren, so das Opernhaus.

"Wir schätzen Anna Netrebko als herausragende Sängerin und es verbindet uns eine langjährige künstlerische Partnerschaft. Gleichzeitig sehen wir angesichts des brutalen Krieges keine Möglichkeit für eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit", so die Berliner Staatsoper.

Zahlreiche Absagen

Das Aus in Berlin ist nur das vorerst letzte in einer ganzen Reihe an Absagen von und für Netrebko. Zuvor hatte die New Yorker Metropolitan Opera (Met) bekanntgegeben, die Zusammenarbeit vorerst auf Eis gelegt zu haben. Auch das bedeutendste US-Opernhaus hatte Netrebko aufgefordert, ihre öffentliche Unterstützung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zurückzuziehen. Dies habe die 50-jährige Russin aber nicht getan, teilte die Oper am Donnerstag mit.

"Es ist ein großer künstlerischer Verlust für die Met und für die Oper insgesamt", sagte Peter Gelb, Direktor des renommierten Opernhauses: "Anna ist eine der großartigsten Sängerinnen in der Geschichte des Opernhauses, aber wenn Putin unschuldige Opfer in der Ukraine umbringt, gibt es keinen anderen Weg."

Opern-Häuser nehmen Abstand

Auch die Scala unter ihrem Direktor Dominique Meyer oder das Opernhaus Zürich hatten zuvor Abstand von Netrebko-Engagements genommen. Und das für den 2. März in der Hamburger Elbphilharmonie geplante Konzert mit Ehemann Yusif Eyvazov wurde auf den 7. September verschoben. Der für 2. Juli im Wiener Konzerthaus vorgesehene Abend des Duos Netrebko/Eyvazov indes hält nach jetzigem Stand noch.

Netrebko selbst hatte diese Woche ihre kommenden Auftritte abgesagt. "Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Nach reiflicher Überlegung habe ich die äußerst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen", ließ die Starsopranistin über den Veranstalter River Concerts am Dienstag mitteilen. Dies wollte man allerdings in Folge nicht per se als Aussage für die kommenden Monate verstehen.

Vor wenigen Tagen hatte sich Netrebko öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen - allerdings nicht gegen Putin. "Ich bin eine Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz. Ich möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können. Das erhoffe ich mir und dafür bete ich", hatte Netrebko geschrieben - ihr Ehemann, der aserbaidschanische Tenor Yusif Eyvazov, hatte eine fast wortgleiche Erklärung veröffentlicht.

Netrebko und Eyvazov wandten sich zugleich dagegen, "Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen". Dies sollte eine freie Entscheidung sein. "Ich bin keine politische Person", erklärte Netrebko. "Ich bin keine Expertin für Politik. Ich bin Künstlerin und mein Ziel ist es, über politische Unterschiede hinweg zu vereinen."

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