Neun Monate nach Kriegsbeginn will der Kreml von einem zentralen Kriegsziel plötzlich nichts mehr wissen.
Im Februar dieses Jahres begründete Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine noch damit, dass man das „Nazi-Regime“ in Kiew unbedingt stürzen müsse – nun schlägt Moskau ganz andere Töne an. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Montag, dass ein Regimewechsel nicht zu den Zielen der „militärischen Spezialoperation gehöre,
„Russland ist bestrebt, seine Ziele in der speziellen Militäroperation zu erreichen“, sagte Peskow vor Journalisten. CNN fragte den Kreml-Sprecher dann, ob eine Normalisierung der Beziehungen zur Ukraine nur durch einen Regimewechsel erreicht werden könne und ob ein Machtwechsel in Kiew Ziel der Operation sei. Peskow antwortete darauf schlicht mit einem „Nein“.
Keine weitere Mobilisierungswelle geplant
Der Kreml ist Befürchtungen in der russischen Bevölkerung entgegengetreten, wonach eine zweite Mobilisierungswelle von Reservisten für den Krieg gegen die Ukraine geplant sein könnte. Im Kreml gebe es darüber "keine Diskussionen", sagte Peskow.
Russland hatte eigenen Angaben zufolge Ende Oktober die Mobilmachung von 300.000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine abgeschlossen. Rund 82.000 der Männer waren demnach bereits Anfang November an der Front im Einsatz, die übrigen sollten in Russland auf den Kampf vorbereitet werden. Neue Maßnahmen der Mobilmachung seien derzeit nicht geplant, hatte Verteidigungsminister Sergej Schoigu bereits damals gesagt.
Die Mobilmachung hatte in Russland eine regelrechte Massenpanik ausgelöst, Hunderttausende Menschen flohen - zumindest zeitweise - ins Ausland. Viele von ihnen reisten etwa in die Nachbarländer Kasachstan und Georgien. Andere tauchten im eigenen Land unter, um der Einziehung in die Streitkräfte zu entgehen.
Trotz der offiziellen Dementis des Kremls und des Verteidigungsministeriums ist die Angst vor einer weiteren Mobilisierungswelle in Russland groß. Dass viele Menschen den Angaben des Kremls nicht trauen, dürfte auch daran liegen, dass es bei der bisherigen Mobilmachung immer wieder Chaos gab. So wurden mehrfach Fälle dokumentiert, in denen Männer etwa trotz gesundheitlicher Beschwerden eingezogen wurden.