Papst Franziskus hat bei der Generalaudienz am Mittwoch die Gräueltaten im Ukraine-Krieg angeprangert und dabei auch von einem "Massaker von Butscha" gesprochen.
Dabei hielt er eine ukrainische Flagge hoch, die ihm aus der bis vor kurzem noch von russischen Truppen besetzten Stadt geschickt wurde. "Statt Erleichterung und Hoffnung zu bringen, haben die jüngsten Nachrichten vom Krieg in der Ukraine neue Gräueltaten gebracht, wie das Massaker von Butscha", sagte der Papst.
Die ukrainische Flagge sei ihm am Dienstag aus der Kiewer Vorstadt Butscha gebracht worden, die ein Martyrium erlitten habe, sagte der Papst. Dabei hielt er sie vor den Tausenden Zuhörern in die Höhe, die in Beifall ausbrachen. "Grausamkeiten, die immer grausamer werden, auch gegen Zivilisten, wehrlose Frauen und Kinder. Sie sind Opfer, deren unschuldiges Blut zum Himmel schreit und fleht: 'Stoppt diesen Krieg! Lasst die Waffen schweigen! Hört auf, Tod und Zerstörung zu säen'", betonte der Papst eindringlich.
Anschließend holte der Papst eine Gruppe ukrainischer Kinder auf die Bühne. Die Kinder und einige sie begleitende Frauen halten sich derzeit in Italien auf; einzelne Kinder werden wegen Kriegsverletzungen im päpstlichen Kinderkrankenhaus Bambino Gesu behandelt. Abschließend überreichte er ihnen Süßigkeiten zu Ostern.
Zugleich beklagte Franziskus die "Ohnmacht der UNO". "Heute sprechen wir oft von 'Geopolitik', aber leider ist die vorherrschende Logik jene der Strategien der mächtigsten Staaten, die ihre Interessen durch die Ausdehnung ihres wirtschaftlichen, ideologischen und militärischen Einflussbereichs durchsetzen wollen", sagte Franziskus.
"Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde versucht, den Grundstein für den Frieden zu legen, aber leider lernen wir nicht dazu. Die alte Geschichte der konkurrierenden Großmächte wird leider fortgesetzt", sagte der Papst. Die Insel Malta, die der Papst am Wochenende besucht hat, repräsentiere in diesem Rahmen das Recht und die Stärke der "Kleinen", der kleinen, aber geschichts- und zivilisationsreichen Nationen, die eine andere Logik zur Geltung bringen sollten: Jene des Respekts und der Freiheit, des Zusammenlebens der Unterschiede, die der Kolonisierung durch die Mächtigen entgegenstehe, sagte Franziskus.
Bei der Rückschau auf seine Malta-Reise betonte der Papst die Notwendigkeit, das Phänomen der Migration zu bewältigen, damit die Welt "brüderlicher und lebenswerter" sei könne. "Wir sitzen alle im selben Boot", sagte der Pontifex.
"Jeder Migrant ist einzigartig, er ist ein Mensch mit seiner Würde, seinen Wurzeln, seiner Kultur. Jeder Migrant ist Träger eines unendlich größeren Reichtums als die Probleme, die seine Aufnahme mit sich bringen kann. Und wir dürfen nicht vergessen, dass Europa durch Einwanderung entstanden ist", sagte der Papst.
"Gewiss, die Aufnahme muss organisiert werden, sie muss geregelt und gemeinsam geplant werden, auf internationaler Ebene, denn das Migrationsphänomen kann nicht auf einen Notfall reduziert werden, es ist ein Zeichen unserer Zeit und muss als solche gelesen und interpretiert werden", so der Papst.