Tschechische Armee wäre dafür nicht gerüstet
Der tschechische Generalstabschef Karel Rehka hat sich besorgt darüber gezeigt, dass sich der Ukrainekrieg zu einem Krieg in Europa zwischen Russland und der NATO ausweiten könnte. Das sei "nicht undenkbar", sagte der 48-Jährige am Dienstag in Prag. Er mahnte, dass die Berufsarmee seines Landes dafür nicht gerüstet sei: "Bei uns sind nicht einmal die grundlegenden Dinge in Ordnung."
In allen Bereichen müssten Versäumnisse nachgeholt werden - von der Feuerkraft der Truppen über die Mobilität der Artillerie bis hin zu Fragen der Logistik und der Kommandostrukturen. Im Gefahrenfall wäre eine Mobilmachung unausweichlich, betonte Rehka.
Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Cernochova warf den Vorgängerregierungen der vergangenen 30 Jahre vor, im Verteidigungsbereich "verschlafen" zu haben. Man brauche eine Armee für das 21. Jahrhundert, sagte sie in einer Rede vor dem Führungsstab. Positiv hob sie den Ringtausch mit Deutschland hervor, in dessen Zuge Tschechien 14 Leopard 2A4-Panzer und einen Bergepanzer erhält. Langfristig plane man den Kauf von Panzern der neuesten Generation. "Das könnte zum Beispiel gerade die neueste Leopard-Version 2A7 sein", sagte die Ministerin.
Tschechien ist seit 1999 NATO-Mitglied. Seit der Abschaffung der Wehrpflicht 2004 verfügt das Land über eine Berufsarmee mit derzeit rund 27 000 aktiven Soldaten. Tschechien gehört zu den wichtigen Unterstützern der Ukraine. Die Regierung in Prag hat seit dem Beginn der russischen Invasion vor knapp einem Jahr bereits Rüstungsmaterial im Wert von mehr als 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Rüstungskonzerne lieferten weitere Güter im Wert von umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro.