Einsatz der strategischen Reserve

"Intensive Kämpfe" – Ukrainische Gegenoffensive hat laut Putin begonnen

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Mehr als 15 Monate nach Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs ist laut dem russischen Präsidenten Kremlchef Wladimir Putin eine lang erwartete ukrainische Gegenoffensive im Gange.

"Wir können mit Sicherheit sagen, dass diese Offensive begonnen hat", sagte Putin am Freitag der Agentur Interfax zufolge vor Journalisten. "Die ukrainischen Soldaten haben ihre Ziele in keinem Sektor erreicht", ergänzte er.

Zuvor hatten auch schon einige internationale Medien unter Berufung auf ukrainische Militärvertreter vermutet, dass die Aktion zur Befreiung von Russland besetzter Gebiete seit einigen Tagen laufe. Kiew selbst hält sich bedeckt, hatte allerdings auch immer betont, dass es sich nicht zum Beginn der eigenen Offensive äußern werde.

Seit fünf Tagen "intensive Kämpfe"

Putin sagte, es gebe bereits seit fünf Tagen "intensive Kämpfe". Außerdem behauptete er, die Ukrainer hätten an keinem Frontabschnitt ihre Ziele erreicht. Das ließ sich allerdings nicht unabhängig überprüfen. Insbesondere die russische Seite fällt seit Kriegsbeginn immer wieder durch militärische Falschaussagen auf.

Putin räumt Nachteil bei Waffen ein

Zugleich räumte der Kremlchef ein: "Das Angriffspotenzial der Truppen des Kiewer Regimes ist weiter vorhanden." Außerdem sagte er mit Blick auf die russische Armee, die seit Kriegsbeginn immer wieder militärische Niederlagen einstecken musste: "Ja, wir haben nicht genug dieser modernen Waffen, aber die Industrie (...) entwickelt sich schnell, und ich bin überzeugt, dass alle Aufgaben, vor denen die Rüstungsindustrie steht, zweifellos gelöst werden."

Eine ukrainische Stellungnahme lag nicht vor. Zuvor hatten beide Seiten schwere Gefechte insbesondere im Osten der Ukraine gemeldet. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach von russischen Angriffen, die abgewehrt würden.

Russland verlegt Atomwaffen nach Belarus

Russland wird nach Angaben von Putin im Juli mit der Verlegung von Atomwaffen nach Belarus beginnen. Die Planung zur Unterbringung der Waffen "wird am 7. oder 8. Juli abgeschlossen sein", sagte Putin am Freitag bei einem Treffen mit seinem belarussischen Kollegen Alexander Lukaschenko in Sotschi. Daraufhin werde die Stationierung der Atomwaffen beginnen. "Alles verläuft nach Plan", sagte der Kreml-Chef weiter.

Putin widersprach mit seinen Angaben offenbar seinem Verbündeten Lukaschenko. Der belarussische Machthaber hatte den Beginn der Verlegung bereits Ende Mai verkündet. Die Verlegung soll damit unmittelbar vor einem geplanten NATO-Gipfel am 11. und 12. Juli in Litauen starten, das an Belarus angrenzt. Bei dem Gipfel soll unter anderem der Beitritt der Ukraine in das Militärbündnis diskutiert werden.

Putin hatte die Stationierung taktischer Atomwaffen im Nachbarland Ende März angekündigt. Damals sagte er in einem Fernsehinterview, er habe mit Lukaschenko vereinbart, dass Russland und Belarus nun "dasselbe tun" wie die USA auf dem Gebiet ihrer Verbündeten. Ende Mai verkündete Lukaschenko dann, die "Verlegung atomarer Kampfstoffe (...) hat schon begonnen".

Immer wieder Atomwaffen-Drohungen

Westliche Staaten hatten die Ankündigung Putins verurteilt - auch, weil der russische Präsident seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine mehrfach über die Möglichkeit eines Atomwaffeneinsatzes gesprochen hatte. Experten und westliche Regierungsvertretern gehen jedoch nach eigenen Aussagen nicht davon aus, dass die Verlegung taktischer Nuklearwaffen nach Belarus den Verlauf des Ukraine-Konflikts verändert.

Taktische Nuklearwaffen können im Falle eines Einsatzes verheerende Schäden verursachen, haben jedoch eine geringere Reichweite als sogenannte strategische Langstreckenwaffen.

US-Milliarden an Ukraine fließen weiter

Die US-Regierung stellt der Ukraine unterdessen weitere milliardenschwere Militärhilfen zur Abwehr des russischen Angriffskrieges zur Verfügung. Das US-Verteidigungsministerium kündigte am Freitag in Washington ein neues Paket mit militärischer Ausrüstung im Umfang von 2,1 Milliarden US-Dollar (1,95 Milliarden Euro) an. Darin enthalten ist nach Pentagon-Angaben unter anderem Munition für diverse Waffensysteme, die die USA bereits an die Ukraine geliefert haben.

Konkret umfasse das Paket umfasse Munition für Patriot- und Raytheons HAWK-Luftverteidigungssysteme, unbemannte Puma-Flugsysteme von AeroVironment und weitere Ausrüstung sowie Hilfen für Ausbildung in Instandsetzung, hieß es in einer Erklärung.

Bisher knapp 40 Milliarden Dollar Militär-Hilfe

Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion und stellten in den vergangenen Monaten in rasanter Abfolge Pakete mit militärischer Ausrüstung in gewaltigem Umfang bereit. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 39,7 Milliarden US-Dollar (rund 36,9 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

Russland hat das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Auch mithilfe westlicher Waffen plant Kiew die Rückeroberung der okkupierten Landesteile.

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