Ort Majorsk erobert

Russland berichtet über Vorrücken im Gebiet Donezk

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Russische Soldaten hätten den Ort Majorsk bei der Stadt Horliwka erobert, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. Russlands Verteidigungsministerium hat über einen kleineren Erfolg im ostukrainischen Gebiet Donezk berichtet. Russische Soldaten hätten den Ort Majorsk bei der Stadt Horliwka erobert, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Sonntag. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte allerdings bereits in seiner Videoansprache am Samstagabend von derzeit besonders heftigen russischen Angriffen in Donezk gesprochen.

"Dort ist es die reine Hölle", sagte Selenskyj. Russlands Armee hat Donezk in größeren Teilen erobert und im September - ebenso wie das Nachbargebiet Luhansk sowie Saporischschja und Cherson im Süden - völkerrechtswidrig annektiert.

Russen erlitten in Cherson schwere Niederlage

In Cherson wiederum erlitten die Russen zuletzt eine schwere Niederlage: Angesichts erfolgreicher ukrainischer Gegenoffensiven zogen sie sich mehr als acht Monate nach Kriegsbeginn aus der gleichnamigen Gebietshauptstadt Cherson und weiteren Orten nordwestlich des Flusses Dnipro zurück. Auch am Sonntag veröffentlichten ukrainische Medien weiter Videos von jubelnden Menschen, die die eigenen Truppen in Cherson begrüßen.

Angesichts der Jubelszenen nach der Befreiung der südukrainischen Stadthat der britische Verteidigungsminister Ben Wallace zur Vorsicht gemahnt. "Die Geschichte lehrt, dass Russland sehr brutal gegen seine eigenen Menschen sein kann", sagte Wallace am Sonntag in London. "Falls sie mehr Kanonenfutter brauchen, werden sie es sich holen", sagte Wallace mit Blick auf die jüngste Mobilisierung in Russland. Er verwies auch auf die geplanten Militärübungen an russischen Schulen. "Das ist die Art und Weise des Regimes, mit dem wir es zu tun haben."

Die Rückeroberung von Cherson zeige die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Ukraine und werfe für die Bevölkerung in Russland die Frage auf, ob der Krieg alle Entbehrungen und Opfer wert sei. Ob die Ukraine nun Verhandlungen aufnehmen wolle, liege allein an ihr, sagte Wallace. "Zunächst sollten wir nicht dankbar sein, wenn ein Dieb gestohlene Güter zurückgibt - denn das ist es letztlich, was Russland getan hat", sagte der Minister. Nun werde Russland überall verkünden, dass man für den Abzug aus der Großstadt dankbar sein solle. "Nein, das sollte man nicht, Russland hätte das im Februar gar nicht erst tun sollen", sagte Wallace mit Blick auf den Angriff am 24. Februar.

Dugin: "Wir sind Putin gegenüber loyal"

Der kremlnahe Ideologe Alexander Dugin sicherte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine weitere Loyalität zu. Berichte des Westens, wonach "sich russische Patrioten und ich selbst seit der Kapitulation von Cherson von Putin abwenden und angeblich seinen Rücktritt fordern", seien "Falschmeldungen", erklärte Dugin am Samstagabend im Onlinedienst Telegram. "Wir sind Putin gegenüber loyal und werden die Militäroperation (in der Ukraine) und Russland bis zum Ende unterstützen".

Noch am Freitag hatte Dugin eine Nachricht veröffentlicht, in der er den Kreml nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Cherson zu kritisieren schien. Dugin schrieb, dass Russland nicht noch weitere Orte aufgeben dürfe und "die Grenze erreicht" worden sei. Dugin vertritt seit langem eine Ideologie, die die Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Großreich anstrebt, welches von "westlichen Fehlentwicklungen" befreit werden soll.

Die US-Denkfabrik Institute for The Study of War (ISW) interpretierte Dugins Kommentar als "ideologischen Bruch" zwischen radikalen Unterstützern des Kriegs und Putin. Dugin wies dies zurück. "Wenn wir etwas zu beanstanden haben, dann ist es, dass sich die Mitglieder der herrschenden Elite anfangen sich abzusetzen, und nun einer nach dem anderen den obersten Befehlshaber verrät", schrieb er auf Telegram.

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