Schwere Vorwürfe

Ungarn soll Flüchtlinge misshandelt haben

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Aufgefangen, verprügelt, abgeschoben - Flüchtlinge berichten von Horror-Szenarien.

Der kleine Park am Belgrader Busbahnhof ist dieser Tage erneut zum Treffpunkt für Flüchtlinge geworden, auch wenn ihre Zahl bei weitem nicht jene von vor einem Jahr erreicht. Am Infopunkt des Belgrader Senders B-92 drängen sich den ganzen Tag hindurch erneut junge Männer auf der Suche nach nützlichen Informationen.

Viele sind gerade erst über Bulgarien und Mazedonien eingetroffen. Doch es gibt auch jene, die von ungarischen Behörden über die Grenze zurück nach Serbien abgeschoben wurden. Ihre Geschichten haben in den vergangenen Tagen für Aufsehen gesorgt, denn sie erzählen fast ausnahmslos von schweren Misshandlungen durch die ungarische Polizei.

Misshandlungen in Ungarn

Der Afghane Abdul Razaq hatte dies bereits vor gut zwei Wochen erlebt. Seinen linken Arm trägt der junge Mann seither in Gips. Er sei von Polizisten schwer verprügelt worden. Als er schon hilflos am Boden lag, habe einer der Polizisten auf seinen Arm getreten. Der Zwischenfall sei auf ungarischem Gebiet, etwa 20 Kilometer von Budapest entfernt, passiert, erzählt der junge Mann im Gespräch mit der APA.

Ähnlich klingt die Geschichte eines anderen Flüchtlings aus Pakistan. Er sei etwa 50 Kilometer von der serbisch-ungarischen Grenze entfernt aufgegriffen worden, sagt der Mann namens Jawad. Sein linkes Bein ist verbunden. Beide Männer behaupten, ärztliche Hilfe erst in Serbien erhalten zu haben.

Aufgefangen, verprügelt, abgeschoben

Es sei immer dasselbe. Man werde aufgefangen, verprügelt und abgeschoben, sind sich auch andere in Belgrad gestrandete Schutzsuchende einig. Aufgeben wollen sie jedoch nicht. "Wir werden immer wieder und wieder versuchen, die Grenze zu passieren. Es gibt keine andere Wahl", betont Razaq.

Misshandlungsberichte wurden in Belgrad auch von nicht-staatlichen Organisationen bestätigt. Menschen würden mit gebrochen Beinen und Armen oder schweren Kopfverletzungen nach Serbien abgeschoben. Die ungarische Polizei gehe derzeit extrem brutal vor und niemand reagiere, sagt Rados Djurovic vom Zentrum für Asyl-Hilfe.

1.100 Menschen in Transitzonen

Die Anzahl der im serbisch-ungarischen Grenzgebiet gestrandeten Flüchtlinge nimmt unterdessen weiter zu. Am Sonntagabend hielten sich nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) an der serbischen Seite der Grenzübergänge Horgos-Röskze und Kelebija-Tompa, den sogenannten Transitzonen, sowie im Aufnahmezentrum in Subotica etwa 1.100 Menschen auf.

Mit Nahrung werden sie sowohl von ungarischen wie auch serbischen Hilfsorganisationen versorgt. Auch internationale Helfer sind vor Ort. Die sengende Hitze stellte in den vergangenen Tagen für viele das größte Problem dar. Denn in Transitzentren gibt es keinen Schatten und derzeit auch keine Duschmöglichkeit.

Langes Warten muss man jedoch in Kauf nehmen. Von ungarischen Behörden werden derzeit täglich nicht einmal mehr 30 Asylanträge angenommen - meist um die Hälfte weniger, hieß es in Belgrader Medienberichten.

Abschiebung ohne Verfahren

Das vergangene Woche in Ungarn in Kraft getretene neue Gesetz erlaubt es den ungarischen Behörden, Flüchtlinge, die innerhalb von acht Kilometern von der Grenze entfernt aufgegriffen werden, wieder in die Transitzonen an den serbisch-ungarischen Grenzübergängen zurückzuschieben. Weil sich diese nach ungarischer Definition auf serbischem Gebiet befinden, gelten die Personen für Ungarn auch nicht als "eingereist". Menschenrechtsorganisationen kritisieren dieses Vorgehen als Verstoß gegen das Völkerrecht (illegale "Push-Backs").

Seit dem Jahresbeginn wurden in Serbien an die 103.000 Flüchtlinge registriert. Nur knapp 5.000 entschlossen sich, einen Asylantrag einzureichen. Wie im Vorjahr wollen die meisten eine Entscheidung der serbischen Behörden, wenn es geht, gar nicht abwarten.
 

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