Bisheriger Botschafter in Paris soll die Ruhe wiederherstellen.
Im westafrikanischen Krisenstaat Burkina Faso, dem früheren Obervolta, hat Langzeit-Machthaber Blaise Compaoré seinen Botschafter bei der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, Luc-Adolphe Tiao, zum Premierminister ernannt und beauftragt, die andauernden landesweiten Unruhen zu beenden. Der 56-jährige Tiao, ein ehemaliger Journalist, der bisher noch nie ein Ministeramt bekleidet hatte, löst Tertius Zongo ab, dessen Regierung Compaore vergangenen Freitag auflöste. Das von der Anhängerschaft des Staatschefs dominierte Parlament ist vorübergehend suspendiert.
Unruhen
Die durch eine Soldatenmeuterei und die Erschießung eines Jugendlichen ausgelösten Unruhen erstreckten sich zuletzt auf Gorom-Gorom im Norden, Tenkodogo im Osten, Pô im Süden und Koudougou im Westen, wo protestierende Schüler am Montag das Büro der Präsidentenpartei CDP ("Congrès pour la démocratie et le progrès") in Brand setzten.
Schwere Krise
Es handelt sich um die schwerste Krise seit Bestehen des Regimes. Compaore hatte 1987 als Armeehauptmann mit Unterstützung der früheren Kolonialmacht und des Nachbarstaates Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) den linksgerichteten Präsidenten Thomas Sankara gestürzt. Seit 1992 wurden formal Mehrparteienwahlen abgehalten, aus denen das Lager des Staatschefs stets mit großer Mehrheit hervorging.
In den vergangenen Monaten waren wegen der Krise in der Côte d'Ivoire die Preise für Lebensmittel und Treibstoff stark gestiegen. Burkina Faso hat keinen Zugang zum Meer und ist auf Versorgung mit Gütern wie Pflanzenöl oder Zucker über das Nachbarland angewiesen. Burkina Faso hat gemeinsame Grenzen mit Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und Côte d'Ivoire und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt.