Afghanistan

US-Amokschütze ist Familienvater

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Der Soldat einer Spezialeinheit soll insgesamt 16 Zivilisten ermordet haben.

Ein amerikanischer Soldat hat in einem Dorf in der südafghanischen Provinz Kandahar ein Blutbad angerichtet und 16 Zivilisten erschossen. Darunter waren nach afghanischen Angaben neun Kinder und drei Frauen.

Der US-Soldat soll vor Sonnenaufgang seinen Stützpunkt verlassen haben. In einem Dorf sei er in mehrere Häuser eingedrungen und habe die Bewohner erschossen. Anschließend habe er sich gestellt. Den Angaben zufolge soll der Soldat unter psychischen Problemen leiden, berichteten Sicherheitskreise.

Von Tür zu Tür gegangen
Nach dem Amoklauf werden Details der Bluttat bekannt. Die "New York Times" zitierte am Montag in ihrer Online-Ausgabe Dorfbewohner, die sagten, der Unteroffizier sei von Tür zu Tür gegangen und schließlich in drei verschiedene Häuser eingedrungen. Dort habe er seine Opfer getötet und mehrere der Leichen verbrannt, darunter auch die von vier Mädchen im Alter von unter sechs Jahren. Nach afghanischen Regierungsangaben ermordete der Soldat insgesamt 16 Zivilisten, darunter neun Kinder und drei Frauen.

Familienvater

Die "New York Times" berichtete weiter, der Unteroffizier sei von seiner Basis im Unruhedistrikt Pandshwai aus mehr als eine Meile (1,6 Kilometer) weit zum Tatort gelaufen. Der mutmaßliche Einzeltäter habe sich anschließend ergeben. Bei ihm handle es sich um einen 38-jährigen Feldwebel, der verheiratet sei und zwei Kinder habe. Er sei seit vergangenem Dezember in seinem ersten Afghanistan-Einsatz. Zuvor sei er dreimal im Irak stationiert gewesen.

Taliban drohen mit Vergeltung
Die radikalislamischen Taliban würden sich für "jeden einzelnen Märtyrer bei den Eindringlingen und grausamen Mördern rächen", drohten sie am Montag auf ihrer Internetseite an. In ihrer Reaktion bezeichneten die Taliban die Angaben zum Zustand des US-Soldaten als Ausrede. Sollten sie aber stimmen, sei dies ein weiteres "Zeugnis für die moralische Verworfenheit des US-Militärs, da es in Afghanistan Verrückte bewaffnet, die dann ihre Waffen ohne zu zögern auf wehrlose Afghanen richten," erklärten sie.

Krise USA-Afghanistan
Die Mordtat löste eine neue Krise im amerikanisch-afghanischen Verhältnis aus. Präsident Hamid Karzai sprach von einem "unverzeihlichen Verbrechen" und verlangte von den USA Aufklärung.

US-Präsident Barack Obama hat mit Bestürzung reagiert. Die Tat sei "tragisch und bestürzend", erklärte Obama am Sonntag in Washington. "Ich bin tief traurig angesichts der Informationen über den Tod von afghanischen Zivilisten", hieß es in einer Erklärung, mit der Obama auch den Angehörigen der Opfer sein Beileid übermittelte. Er unterstütze eine möglichst schnelle Untersuchung des Vorfalls, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Beziehungen zwischen den USA und Afghanistan sind seit einigen Monaten stark angespannt. Nach der Verbrennung von Ausgaben des Korans durch US-Soldaten auf dem Militärstützpunkt Bagram nahe Kabul gab es Ende Februar im ganzen Land tagelange Proteste, bei denen 30 Menschen getötet und 200 weitere verletzt wurden. Im Zusammenhang mit der Koran-Verbrennung wurden bis zum 1. März sechs US-Soldaten von afghanischen Kollegen getötet.

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