"Pate von Boston"

US-Gangsterboss in Zelle zu Tode geprügelt

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James "Whitey" Bulgers Leben wurde etwa in 'Departed' verfilmt.

Der berüchtigte US-Gangsterboss James "Whitey" Bulger ist tot. Medienberichten zufolge wurde der 89-Jährige am Dienstag in einem Gefängnis im US-Bundesstaat West Virginia von Mithäftlingen erschlagen. Bulger war erst einen Tag zuvor in das Hochsicherheitsgefängnis verlegt worden. Das Leben des brutalen Mafiabosses diente als Vorlage für eine Reihe von Filmen und Büchern.
 

Nicht mehr erkennbar

Nach einem Bericht der "New York Times" wurde der berüchtigte Gangsterboss und langjährige FBI-Informant im Gefängnis so schwer verprügelt, dass er nicht mehr zu erkennen war. Der "Boston Globe" berichtete, hinter der Tat stehe ein Mithäftling "mit Verbindungen zur Mafia".
 
Die US-Gefängnisbehörde bestätigte die Berichte zunächst nicht. Sie erklärte lediglich, Bulger sei am Dienstagmorgen reglos in der Hazelton-Haftanstalt in Bruston Mills gefunden worden. Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben. "Das FBI wurde eingeschaltet und hat Ermittlungen eingeleitet", hieß er in der Erklärung weiter.
 
Bulger war über Jahrzehnte Chef der berüchtigten Bostoner "Winter Hill Gang". Im Juni 2011 wurde er nach einem Tipp einer ehemaligen isländischen Schönheitskönigin nach 16 Jahren auf der Flucht im kalifornischen Santa Monica festgenommen.
 

Leben unter falschem Namen

Dort hatte er mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Catherine Greig jahrelang unter falschem Namen in einer einfachen Wohnung gelebt. In der Wohnung fanden die Ermittler 800.000 Dollar (mehr als 700.000 Euro) Bargeld sowie ein ganzes Arsenal an Waffen. Greig wurde in einem getrennten Verfahren wegen Komplizenschaft und Beihilfe zu acht Jahren Haft verurteilt.
 
Bulger selbst erhielt 2013 eine lebenslange Haftstrafe unter anderem wegen elffachen Mordes, Erpressung, Geldwäsche und organisierten Verbrechens. Während des Prozesses berichteten Dutzende Zeugen über grausame Details aus Bulgers kriminellem Alltag. Der Mafiaboss selbst weigerte sich auszusagen. Er behauptete, FBI-Agenten hätten ihm Straffreiheit zugesagt.
 
Bulger behauptete stets, kein FBI-Informant gewesen zu sein, doch sind die engen Verbindungen seiner Bande mit lokalen FBI-Agenten in den 1970er- und 1980er-Jahren gut dokumentiert. Laut "Boston Globe" war das FBI angesichts der grassierenden Gewalt im Süden vob Boston derart machtlos, dass es Bulgur dabei unterstützte, seine Rivalen zu töten.
 
1995 warnte ein FBI-Beamter Bulger vor seiner bevorstehenden Verhaftung und verhalf ihm damit zur Flucht. 2002 erhielt der Ex-Ermittler John Conolly wegen Mitgliedschaft in Bulgers Gang eine Haftstrafe. Der irischstämmige Gangsterboss selbst stellte sich stets als Beschützer seines Viertels dar.
 

Filmvorlage

Bulgers Leben diente unter anderem als Vorlage für den 2006 mit einem Oscar ausgezeichneten Film "Departed - Unter Feinden" von Regisseur Martin Scorsese mit Hollywood-Star Jack Nicholson in der Rolle des Mobster-Chefs. Johnny Depp verkörperte den brutalen Gangsterboss 2015 in dem Film "Black Mass".
 
Der Generalstaatsanwalt von Massachusetts, Andrew Lelling, kommentierte Bulgers Tod mit einer lakonischen Erklärung: "Heute Morgen haben wir vom Tod von James 'Whitey' Bulger erfahren. Unsere Gedanken sind bei seinen Opfern und ihren Angehörigen".
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