Tal der Tränen

Tränen und Fassungslosigkeit bei Clintons Wahlparty

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Demokraten in New York können US-Wahlergebnisse kaum fassen.

Eine bleierne Stimmung legt sich über den Saal, während sich der riesige Wahl-Bildschirm nach und nach rot färbt. Rot, das ist die Farbe der Republikaner, die Farbe des rechtspopulistischen Rivalen Donald Trump. Dass der 70-Jährige bei der US-Präsidentschaftswahl gegen ihre Kandidatin Hillary Clinton so gut abschneiden würde, das hatten die Demokraten nicht erwartet.

Fassungslosigkeit herrscht bei der Clinton-Wahlparty in New York. Das vorherrschende Gefühl bei den Clinton-Anhängern ist mehr Schock als Wut. "Wir wussten, dass es eng werden würde, aber nicht so eng", sagt die 22-jährige Evynn Stengel. "Ich habe den Eindruck, dass wir in New York in einer Blase leben, Trump zu wählen ist für mich irrwitzig." So weit entfernt sind die Demokraten im liberalen New York von jenem Amerika, das sich bei der Wahl gegen das Establishment in Washington gewandt hat, gegen die Obamas und Clintons.

An einem Tisch blicken zwei Frauen ins Leere, Tränen fließen an jenem Abend, an dem Hillary Clinton doch Geschichte schreiben sollte: als erste Frau an der Spitze der USA, als erste US-Präsidentin im Weißen Haus. "Das ist unwirklich", sagt die junge Angestellte Margarita, ein Bier vor sich. Sie befürchtet, dass eine neue Zeit in den USA anbricht, nicht nur politisch. Sie fürchtet sich vor jenem Teil Amerikas, der für Trump gestimmt hat: "Unser Leben ist nicht mehr sicher, als lesbische Frau, als schwarze Frau." Sie ringt um Worte, weiß nicht, was sie noch sagen soll.

Oft wird auf die Ignoranz der Trump-Wähler verwiesen. "Sie haben bestimmt die Schule nicht geschafft", stößt Elmy Bermejo aus, die eigens aus San Francisco gekommen ist. "Sie kennen die Geschichte nicht und wissen nichts von der Welt." Der 25-jährige Yanni Trittas meint: "Das sind Leute, die sich am Rassismus und der Ausländerfeindlichkeit festhalten." Das komme von den Einsparungen im Bildungssystem - durch die Republikaner.

Die Clinton-Anhänger waren zu ihrer Wahlparty eigentlich gekommen, um zu feiern, doch ab 21.00 Uhr Ortszeit wurden die Gesichter immer länger. Die Blicke wanderten zwischen den riesigen Bildschirmen mit den Wahlergebnissen hin und her, dann auf die Smartphones, auf der verzweifelten Suche nach ermutigenden Nachrichten.

Dann gewann Trump auch den wichtigen Schlüsselstaat Florida. Die Wahl-Sieger-Berechnungen der "New York Times" stiegen zugunsten von Trump von zunächst 53 Prozent, auf dann 70 Prozent, 87 Prozent... um 22.44 Uhr lag die Wahrscheinlichkeit, dass Trump gewinnen würde, bei 93 Prozent.

Die Mitglieder des Clinton-Wahlkampfteams verschwanden - um den Fragen der Journalisten auszuweichen. Schweigen auch aus dem Umfeld von Hillary Clinton, die sich mit ihrem Mann Bill in ein Hotel in Manhattan zurückgezogen hatte. Einige Clinton-Anhänger wollen nicht an eine Niederlage glauben, klammern sich an ihre letzte Hoffnung. Die 51-jährige Anabel Evora aus Tennessee, den Tränen nahe, sagt: "Ich bin nicht gläubig, aber ich bete."

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