„The Line“

Wegen Mega-City: Kommt in der Saudi-Wüste bald Starkregen?

Mitten in der saudischen Wüste entsteht ein ambitioniertes Bauvorhaben, das an Science-Fiction erinnert: „The Line“, eine Mega-Stadt, die mit ihrem futuristischen Design und nachhaltigen Konzept weltweit Aufmerksamkeit erregt.

Doch nicht alle sind begeistert – vor allem mögliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft stehen zunehmend in der Kritik.  

Klimatische Risiken und wissenschaftliche Warnungen

Laut der britischen "Financial Times" warnt der Klimaforscher Donald Wuebbels von der University of Illinois (USA) vor schwerwiegenden Folgen für das regionale Klima. Das ungewöhnliche Design der Stadt – eine über 170 Kilometer lange und 500 Meter hohe, schlanke Konstruktion – könnte laut Wuebbels das lokale Wetter erheblich verändern.

Forschungsergebnisse deuten bereits auf mögliche Effekte hin:

  • Universität Lausanne (Schweiz): Großstädte können das Risiko für extreme Regenfälle erhöhen.
  • Universität Hohenheim (Deutschland): Große Solarfelder – wie sie für „The Line“ geplant sind – könnten die Niederschlagsmenge um etwa 10 mm steigen lassen.
  • Die lange Fassade der Stadt könnte zusätzlich Windverhältnisse verändern und Sandstürme verstärken.

Trotz dieser Risiken sieht Wuebbels das Projekt als Chance, neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Architektur und Klima zu gewinnen. Er vergleicht „The Line“ mit der Komplexität einer geplanten Mondmission – ambitioniert, aber voller Potenzial.

Dimensionen und Ziele des Bauvorhabens

„The Line“ ist Teil der saudischen „Vision 2030“, einem umfangreichen Programm zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modernisierung des Landes. Die wichtigsten Fakten zum Projekt:

  • Größe: 34 Quadratkilometer Fläche
  • Länge: 170 Kilometer
  • Höhe: 500 Meter
  • Kapazität: Bis zu 9 Millionen Einwohner
  • Kosten: Rund 500 Milliarden US-Dollar

Die Stadt soll vollständig klimaneutral, autofrei und auf drei Ebenen organisiert sein – mit superschnellen, unterirdischen Transportsystemen, oberirdischen Wohn- und Arbeitsbereichen sowie grünen Erholungsflächen.

Menschenrechte und Arbeitsbedingungen

Neben ökologischen Bedenken steht das Projekt auch wegen sozialer und ethischer Aspekte in der Kritik:

  • Vertreibung von Beduinen: Menschenrechtsorganisationen berichten, dass rund 20.000 Beduinen für das Bauprojekt umgesiedelt werden sollen.
  • Arbeitsmigranten unter schlechten Bedingungen: Eine Dokumentation des britischen Senders ITV behauptet, dass mehr als 21.000 ausländische Arbeiter – überwiegend aus Nepal, Bangladesch und Indien – beim Bau gestorben seien.

Die saudische Regierung weist diese Zahlen jedoch als unbegründet und falsch zurück.

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