Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den Fahrer.
Aus einem französischen Geldtransporter sind knapp elf Millionen Euro gestohlen worden. Der Fahrer verschwand mit dem Auto, während sich seine beiden Kollegen kurz am Firmensitz aufhielten, wie die Staatsanwaltschaft Lyon am Donnerstagabend mitteilte. Das Fahrzeug wurde zweieinhalb Stunden später gefunden, von dem Verdächtigen und dem Geld fehlte jede Spur - die Polizei fand die Wohnung des Mannes praktisch ausgeräumt vor.
Die drei Geldboten des schwedischen Unternehmens Loomis hatten laut Staatsanwalt Xavier Richaud knapp elf Millionen Euro von der Banque de France geholt und hielten im Anschluss kurz bei ihrer Firma an, wo zwei der Geldboten Organisatorisches zu erledigen hatten. Als sie zurückkamen, war ihr Kollege mitsamt dem Fahrzeug weg. Das Telefon und das Satellitenortungssystem des Wagens waren ausgeschaltet.
Bett abgezogen
Die Wohnung des Mannes sei fast leer gewesen, "als
ob er seine Flucht vorbereitet hätte", sagte ein Staatsanwalt. Der
39-Jährige habe sogar seinen Kühlschrank ausgeräumt und das Bett abgezogen.
Seine Papiere habe er mitgenommen, seine Konten waren abgeräumt. Der Mann
habe seit rund zehn Jahren für das Unternehmen gearbeitet und sei nie
aufgefallen. Er sei ledig und habe keine Kinder, zu seiner Familie habe er
seit längerem keinen Kontakt mehr. Bekannte beschrieben ihn gegenüber der
Regionalzeitung "Le Progrès" als schweigsam.
Betrag viel zu hoch
Gewerkschaftsvertreter in Lyon sagten, ein
derartiger Diebstahl könne sich nur ereignen, wenn die
Sicherheitsvorschriften missachtet würden - bei einem Dreierteam müsse ein
Mann den Transport sichern, wenn einer aussteige und einer im Wagen bleibe.
Dass zwei Mitarbeiter ihren Papierkram erledigten, während einer allein im
Fahrzeug bleibe, sei nicht normal. Außerdem dürfe nur eine bestimmte Summe
pro Fahrt transportiert werden, mit knapp elf Millionen sei dieser Betrag
überschritten gewesen.
Die Polizei suchte auf Hochtouren nach dem verschwundenen Fahrer. Auf eventuelle Mittäter deute nichts hin, sagte der Staatsanwalt. Die Fahnder suchten vor allem in der Region, in der der leere Wagen gefunden wurde - "man muss die 37 oder 38 Geldsäcke transportieren, das fällt ja auf".