23-Jährige will eigenen Tod vortäuschen, um so aufgrund innerfamiliärer Streitigkeiten unterzutauchen. Dafür tötet sie eine fremde Doppelgängerin.
Bayern, Ingolstadt. Es ist der 16. August 2022. Die 23-Jährige Deutsche mit irakischen Wurzeln, Schahrabahn K., wohnte zu diesem Zeitpunkt wegen eines Streits mit ihrem Ehemann vorübergehend bei ihren Eltern. Sie erklärte ihren Eltern an diesem Tag, sie müsse noch etwas aus ihrer alten Wohnung holen, doch Schaharbahn K. kam nicht mehr nach Hause. Ihre Eltern begannen sich zu sorgen, da sie bis zum Abend kein Lebenszeichen von ihrer Tochter erhielten, sodass sie sich auf den Weg zur Wohnung ihrer Tochter machten. Was sie dort vorfanden, war die blutüberströmte Leiche von Schahrabahn K. Sie lag auch der Rückbank ihres Autos und war mit 55 Messerstichen versehen.
Vergeblich versuchten die Eltern von Schahrabahn K. die Scheibe des Autos einzuschlagen, dann riefen sie die Polizei.
17. August 2022. Bereits am nächsten Tag zeichnete sich die erste große Wende ab. Denn die gerichtsmedizinische Untersuchung kam zu keiner DNA-Übereinstimmung und zweifelte bereits an der Identität der Leiche. Das Kuriose daran: Die Leiche sah der 23-Jährigen zum Verwechseln ähnlich.
19. August 2022. Schahrabahn K lebt. Das verraten Handydaten, welche ausgeforscht wurden. Im benachbarten Bundesland Baden-Württemberg konnte man sie ausfindig machen und verhaften.
In einem Gespräch mit der Bild äußert sich der Vater dazu. Er sei zunächst glücklich gewesen, dass seine Tochter am Leben ist, doch schließlich sei ihm klar geworden, dass nun gegen sie ermittelt werden würde."Die Polizei kam zu uns und hat gesagt: 'Gute Nachrichten, ihre Tochter lebt-und jetzt dürfen wir sie nicht mehr sehen.", erinnert er sich zurück.
30. Jänner 2023. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt gibt bekannt, dass sich die 23-Jährige wegen Mordes verantworten muss. „Nach den Ermittlungen ist davon auszugehen, dass die Beschuldigte aufgrund innerfamiliärer Streitigkeiten untertauchen und zu diesem Zweck ihren eigenen Tod vortäuschen wollte“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft zu dem nicht mehr- wie ursprünglich angenommen- von Totschlag, sondern von einem bösartig geplanten Mord aus.
Heimtückisch geplanter Mord
Schahrabahn K. soll über soziale Medien ganz gezielt nach Frauen gesucht haben, die ihr selbst möglichst ähnlich sahen. Auch soll sie bereits mehrmals vergeblich versucht haben, unter fragwürdigen Bedingungen, Treffen mit ihren Doppelgängerinnen zu organisieren.
Ein Treffen hat tatsächlich stattgefunden. Es war die ebenfalls 23-jährige algerische Beauty-Bloggerin Khadidja O., die auch laut Angaben der Staatsanwaltschaft ihrer Mörderin"zum Verwechseln ähnlich" gesehen haben soll.
Doppelgängerin mit 55 Messerstichen getötet
Die Beauty-Bloggerin wurde von Schahrabahn K. und ihrem Bekannten, einem Kosovaren Sheqir K. (auch 23) in deren Heimartort Heilbronn, mit dem Auto abgeholt. Anschließend wurde die Beauty-Bloggerin in einem Wald grausam erstochen. Gleich 55 Messerstiche erlitt sie, großteils auch im Gesicht, was wohl dazu dienen sollte, der Gerichtsmedizin die Obduktion zu erschweren.
Mit der toten Doppelgängerin auf der Rückbank fuhren sie dann am selben Tag zurück nach Ingolstadt, wo das Auto bewusst in Wohnungsnähe geparkt wurde.
Die beiden Täter sollen anschließend nach Baden-Württemberg gefahren sein, um dort in der Wohnung von Sheqir K. unterzutauchen.
Lebenslange Haft
Zwar sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen und auch die Tatwaffe wurde noch nicht gefunden, aber laut der Polizei ist "die Beweislast ist schon jetzt erdrückend".
Den Verdächtigen droht nun beiden lebenslange Haft.
Ein Polizist gegenüber der Bild: Der Fall sei absolut außergewöhnlich: "Am Tag, an dem wir die Leiche fanden, hätte niemand erwartet, was sich bis heute entwickeln würde."