Ein Mann, der sich für Jesus hielt und im Sommer 2007 am Petersplatz den Papst angriff, wurde ein Jahr später zu einem Psychiatrie-Aufenthalt verurteilt.
Im vergangenen Sommer hatte ein Mann aus dem Schwarzwald vor Zehntausenden Gläubigen in Rom versucht, auf das Auto von Papst Benedikt XVI. zu springen. Am Montagabend wurde der 28-Jährige vom deutschen Landgericht in Waldshut-Tiengen (Baden-Württemberg) für den spektakulären Angriff zur Unterbringung in eine Psychiatrie verurteilt - auf Bewährung.
Alkohol und Drogen tabu
Nach Beschluss der Richter muss der Mann
in den kommenden vier Jahren eine bereits begonnene Behandlung unter
Kontrolle fortsetzen, darf keinen Alkohol trinken und keine Drogen nehmen.
Nach Auffassung des Gerichts war die Schuldfähigkeit des 28-Jährigen damals
in Rom wahrscheinlich aufgehoben, zumindest aber erheblich vermindert. Der
geforderte Schutz der Allgemeinheit vor dem Mann könne aber auch dadurch
erreicht werden, dass die Unterbringung in der Psychiatrie zur Bewährung
ausgesetzt werde, hieß es in der Begründung. Der Gesundheitszustand des
Angeklagten habe sich im vergangenen Jahr stabilisiert, er stehe unter
regelmäßiger ärztlicher Kontrolle. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Über Absperrgitter geklettert
Es war eine Schrecksekunde
auf dem Petersplatz: Dem damals 27-Jährigen war es am 6. Juni 2007 bei einer
Generalaudienz auf dem Petersplatz gelungen über ein Absperrgitter zu
klettern, als der Papst im offenen Geländewagen durch die Menge fuhr.
Sicherheitskräfte konnten ihn aber rechtzeitig abdrängen, der Mann wurde
festgenommen. Ein Attentat hatte er offenbar nicht verüben wollen, meinte
ein Sprecher des Papstes danach.
Psychose
"Im Zustand einer manisch-schizoaffektiven Psychose"
habe der Mann geglaubt, er sei der wiedergeborene Jesus Christus, sagte ein
Staatsanwalt. Der 28-Jährige habe den Papst in seinem "Papamobil"
zur Seite stoßen und dessen Platz einnehmen wollen. Bei seinem Sprung vom
Absperrgitter waren zwei Sicherheitsbeamte, darunter ein Mitglied der
Schweizer Garde, verletzt worden. Bei seinem Angriff hatte der Mann aus dem
badischen Raum einen deutlich geistig verwirrten Eindruck gemacht.
Millionen Menschen hatten damals den Zwischenfall im Fernsehen verfolgt. Papst Benedikt XVI., der von seinem Auto aus die Menge auf dem Platz grüßte, hatte dem Mann den Rücken zugedreht und ihn nicht bemerkt.
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