Streit um toten Bär

Bruno liegt auf Eis

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Schon zu Lebzeiten bereitete der Braunbär aus dem italienischen Trentino den bayerischen Behörden Kopfzerbrechen. Das tote Tier sorgt nun für diplomatische Verwirrungen mit Italien.

Was soll nur mit "Bruno" geschehen: Ein Vierteljahr nach seinem Abschuss liegen Fell und Tierkörper noch immer bei minus 20 Grad in einer Kühlkammer auf Eis. Dabei könnte Bruno schon ausgestopft im Museum stehen - eine Präparation dauert etwa drei Monate. Skelett und Organe sollten der Wissenschaft als Lehrobjekte überlassen werden.

Doch die Italiener verzögern: "Die Italiener wollen prüfen, ob sie weiter Untersuchungsbedarf an dem Tier haben", erläutert Andrea Kinateder, Sprecherin des bayerischen Umweltministeriums, den Verzug. "Bis auf Weiteres gibt es deshalb keine Ausstellung und keine Präparation."

Die Italiener hatten empört auf den Abschuss reagiert. Umweltminister Alfonso Pecoraro Scanio verlangte die "Auslieferung" des toten Tieres. Bayern lehnte ab, den Bären mit offiziellem Namen "JJ1" - Erstgeborener von Vater "Jose" und Mutter "Jurka" - herzugeben. "Er ist Eigentum des Freistaates", betonte Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) im Juli. Seitdem hat sich nichts getan.

"Ötzi war 5.000 Jahre im Eis"
"Ich habe keine weitere Weisung", sagt Hans-Georg Liebich, Vorstand des Instituts für Tieranatomie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Ihm waren Fell und Tierkörper seinerzeit überstellt worden. Das Fell sei eingesalzen worden, andernfalls könnten die Haare ausfallen - mehr sei nicht geschehen. Gefroren kann Bruno noch sehr lange aufbewahrt werden. Weder Fell noch Skelett nehmen Schaden. "Ötzi hat 5.000 Jahre im Eis gelegen", sagt der Wissenschafter.

Aufregung nach Abschuss
Vor drei Monaten war der junge Bär im Rotwandgebiet nach wochenlangem Katz- und Maus-Spiel in Tirol und Bayern erlegt worden. Inzwischen hat die Stiftung für Bären in Thüringen den Todestag Brunos, den 26. Juni, zum "Bärengedenktag" ausgerufen. Aus der "Bärenjagd" im Internet - eine Art Moorhuhn-Spiel mit Bär - wurde "Brunos Rache", bei dem der Bär mit Engelsflügeln von der Wolke herunter Honig auf seine Peiniger kippt.

Spekuliert wird, dass "Bruno" noch eine ganze Weile kaltgestellt bleiben könnte. Denn die Wogen haben sich noch nicht geglättet. Der Bär soll keine diplomatischen Verwicklungen auslösen. Rom hatte zwar keine alternative Verwendung angeboten, sich aber dagegen verwahrt, dass "Bruno" im Museum zur Touristen-Attraktion wird.

3-Länder-Konzept zum Bärenmanagement
Als Fortschritt sehen Experten, dass in Bayern nun zusammen mit Italien, Österreich und der Schweiz mit Hochdruck an einem Konzept zum Bärenmanagement gearbeitet wird. Der nächste Bär könnte im Frühjahr wieder auf den Freistaat zuwandern. Dann suchen männliche Jungbären ein eigenes Revier - und in den Bärengebieten in Italien und Österreich gibt es etwa ein Dutzend Jungtiere.

"Brunos" Mutter "Jurka" im Trentino, deren Erziehungsstil als Ursache für das dreiste Auftreten ihres Nachwuchses gilt, hat kürzlich einen elektronischen Sender bekommen. So kann sie geortet und vertrieben werden, sobald sie sich Siedlungen nähert.

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