Der kleine Kolumbianer ist gut 100 Kilometer marschiert - Bei seinem öffentlichen Appell an die FARC ist er in Tränen ausgebrochen.
Ein kleiner Kolumbianer kämpft für die Freiheit seines seit über elf Jahren von den FARC-Rebellen entführten Vaters. Der erst elfjährige Johan Martínez traf am Freitag nach einem dreitägigen Fußmarsch über gut 100 Kilometer von seinem Wohnort Ospina in der südwestlichen Provinzhauptstadt Pasto ein. Dort wurde er wie ein Volksheld von einer riesigen Menschenmenge empfangen. Sein Vater, Unteroffizier Jose Libio Martínez, war am 21. Dezember 1997 von den Rebellen zusammen mit anderen Kameraden verschleppt worden. Außer ihm und Unteroffizier Pablo Emilio Moncayo kamen inzwischen alle wieder frei.
Papa noch nie gesehen
Sein Sohn Johan wurde wenige Wochen später
geboren und hat seinen Vater bisher noch nie getroffen. Der Bub hat sich den
Vater von Moncayo, Gustavo, zum Vorbild genommen. Der Lehrer war 2007
hunderte Kilometer von Pasto bis in die Hauptstadt Bogota und später bis
nach Caracas gewandert, um die Freiheit seines Sohnes zu erreichen. Im April
hatten die FARC die baldige Freilassung von Moncayos Sohn angekündigt.
In Tränen ausgebrochen
Der kleine Johan hielt in Pasto vor
einer Menschenmenge eine bewegende Ansprache. "Ich unternehme diesen Marsch
für seine Freiheit, damit er zu mir zurückkommt, damit wir die schönen
Augenblicke des Lebens zusammen erleben", las er vom Blatt ab, bis er
plötzlich die Augen schloss und in Tränen ausbrach. Die Menschen auf dem
zentralen Platz der Stadt waren tief erschüttert, und viele konnten die
Tränen selbst nicht zurückhalten. Seine Mutter Claudia Tulcan erzählte, für
ihren Sohn sei dies "eine unglaubliche Anstrengung. Hoffentlich nützt es
etwas".
FARC normalerweise ungerührt
Die marxistische Rebellengruppe
"Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens" hat in der Vergangenheit wenig
Mitleid mit Kindern gezeigt, die um die Freiheit ihrer entführten Väter
baten. So flehte der krebskranke Andres Felipe Perez Ende November 2001 im
Fernsehen, die FARC möchten seinen Vater doch freilassen: "Ich möchte ihn
noch einmal sehen". Die Rebellen antworteten, der Bub sei vielleicht gar
nicht so krank und ließen den Vater nicht frei. Knapp drei Wochen später
starb der Zwölfjährige kurz vor Weihnachten. Seinen Vater hat er nicht mehr
gesehen.