Die griechische Regierung bestellte wegen der Massenankunft den türkischen Botschafter ein, hieß es in diplomatischen Kreisen.
Athen. Auf der griechischen Insel Lesbos sind am Donnerstag 16 Flüchtlingsboote mit rund 650 Menschen an Bord angelandet. Bei der größten Massenankunft seit drei Jahren seien allein 13 Boote innerhalb einer Stunde in Lesbos angekommen, teilten die örtliche Polizei und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag übereinstimmende mit.
Die griechische Regierung bestellte wegen der Massenankunft den türkischen Botschafter ein, hieß es in diplomatischen Kreisen. Dem türkischen Gesandten sei das Missbehagen der Zunahme der über die Türkei nach Griechenland gelangenden Flüchtlinge ausgedrückt worden. Der Botschafter habe versichert, dass sich die Türkei dem 2016 mit der EU abgeschlossenen Flüchtlingsabkommen verpflichtet fühle. Kern des Vertrags ist die Verringerung der über die Türkei nach Europa reisenden Migranten.
"Wir waren überrascht. Wir haben diese Art abgestimmter Ankünfte in dieser Zahl seit 2016 nicht mehr erlebt", sagte UNHCR-Sprecher Boris Cheshirkov. Die Zahl der Flüchtlingsankünfte in Griechenland stieg im August auf rund 7.000, der höchste Wert seit drei Jahren. Nach Angaben von Hilfsorganisationen kommen die meisten Menschen aus Afghanistan.
Die am Donnerstag angekommenen Migranten wurden in das Lager Moira auf der Insel gebracht. Dort leben über 10.000 Menschen. Menschenrechtsorganisationen bezeichnen Moira als überbelegt, unsicher und unmenschlich. In diesem Monat wurden bei gewalttätigen Auseinandersetzungen unter den Flüchtlingen ein afghanischer Bub getötet und zwei andere verletzt.