Ihre Söhne wussten nichts vom Überleben des Vaters. Man vermutet, dass das Ganze ein Versicherungsbetrug ist.
Die Frau des totgeglaubten britischen Kanufahrers, der fünf Jahre nach seinem spurlosen Verschwinden wiederaufgetaucht war, hat vom Überleben ihres Mannes gewusst. Die 55-jährige Anne Darwin sagte den britischen Boulevard-Zeitungen "Daily Mail" und "Daily Mirror", sie habe zunächst wirklich geglaubt, dass ihr Mann bei einer Kanutour in der Nordsee ertrunken sei. Nach "einiger Zeit" habe sie aber herausgefunden, dass ihr Gatte noch lebe. Einzelheiten wollte sie nicht nennen. Der rätselhafte Fall scheint sich als Versicherungsbetrug zu entpuppen.
Bild trotz Amnesie
Der "Daily Mirror" hatte auf seiner
Titelseite zuvor ein angeblich im Juli vergangenen Jahres entstandenes Foto
gedruckt, das John und Anne Darwin zeigen soll. Es soll entstanden sein, als
sich die Beiden in dem lateinamerikanischen Land angeblich nach einer Bleibe
umschauten. Der Mann, der zu Wochenbeginn auf einem Polizeirevier
auftauchte, behauptet bisher, sich nicht zu erinnern, was sich seit dem Jahr
2000 in seinem Leben zugetragen hat.
Frau kassierte Lebensversicherung
Frau Darwin hat sich nach
Medienangaben vor sechs Wochen nach Panama abgesetzt. Vorher hatte sie die
zwei Häuser verkauft, die sie gemeinsam mit ihrem Mann besaß. Der Erlös wird
auf umgerechnet rund 700.000 Euro geschätzt. Sie hatte außerdem die
Lebensversicherung für ihren Mann kassiert, wie sie gegenüber Reportern
bestätigte. "Ich dachte doch ehrlich, er sei tot", sagte sie.
Nach Angaben der "Sun" war Darwin hoch verschuldet, als er 2002
scheinbar bei einem Bootsunfall ums Leben kam. Sein zerbrochenes Kanu war am
Strand gefunden worden, während von ihm jede Spur fehlte.
Peinlich für Polizei: erklärte Verschwinden als "unverdächtig"
Nun könnte die Sache auch für die Polizei selbst peinlich werden:
Ermittler im nordostenglischen Bezirk Hartlepool, wo die Darwins seinerzeit
lebten, hatten das Verschwinden des Mannes bereits nach einem Jahr für "unverdächtig"
erklärt, berichtete die "Daily Mail". Der Mann sei mit
größter Wahrscheinlichkeit tot und es gebe keinen Anlass für weitere
Nachforschungen. Deshalb habe die Lebensversicherung, deren Höhe zunächst
nicht bekannt wurde, schließlich ausgezahlt werden müssen. Normalerweise
können vermisste Personen in Großbritannien frühestens nach sieben Jahren
für tot erklärt werden.
Immer wieder Hinweise bei der Polizei
Nachbarn in der kleinen
Küstenortschaft Seaton Carew, einem früheren Wohnort des Ehepaares im
Nordosten Englands, sollen jedoch Anzeichen dafür bemerkt haben, dass Darwin
sich im dortigen Haus der Familie versteckt gehalten habe. Dazu soll es
immer wieder Gerüchte und auch anonyme Hinweise an die Polizei gegeben
haben.
Hatte er in Panama eine andere Frau?
Anderseits hieß es in
britischen Medien, der Totgeglaubte der vor seinem Verschwinden als
Gefängnismitarbeiter tätig war, habe sich seinerzeit wahrscheinlich nach
Amerika abgesetzt. Er habe dort mit einer Frau zusammengelebt, die er über
das Internet kennengelernt habe. Laut "Sun" fanden Ermittler auf
Darwins Computer E-Mails, die darauf hindeuten. Zudem habe die Polizei
bereits vor Monaten Hinweise erhalten, wonach der Totgeglaubte quicklebendig
sei.
Doch kein Happy End
Nur wenige Stunden vor Darwins Festnahme
hatte es so ausgesehen, als ob der Fall ein Happy End haben könnte. Darwins
Ehefrau meldete sich aus Panama und kündigte gegenüber britischen Reportern
eine baldige Familienzusammenführung an. Von der sagenhaften Rückkehr ihres
Gatten habe sie durch ihren Sohn erfahren. "Er rief mich an und sagte: "Falls
Du stehst, setz Dich hin. Ich habe hier meinen Vater neben mir.""
Zurückkehren will Anne Darwin vorerst jedoch nicht. Sie habe zunächst noch Probleme mit ihrem Visum für Panama zu lösen und warte zudem auf die Anlieferung ihres Umzugsgutes, sagte sie Reportern. Zugleich wies Frau Darwin alle Verdachtsmomente von sich. "Die Leute können denken, was sie wollen - ich kenne die Wahrheit." Und die Lebensversicherung werde "möglicherweise" zurückgezahlt. "Das ist nur eine von den vielen Sachen, mit denen ich jetzt erstmal fertig werden muss."