Knapp drei Wochen nach dem verheerenden Wohnhausbrand von Ludwigshafen in Deutschland mit neun Toten spricht immer weniger für eine Brandstiftung.
Die beiden Mädchen, auf deren Angaben der Verdacht vor allem beruhte, hätten ihre Aussage zurückgezogen, berichtete der SWR am Freitag unter Berufung auf Ermittler. Der zuständige Oberstaatsanwalt Lothar Liebig von der Staatsanwaltschaft Frankenthal wollte sich dazu nicht äußern. Zwischen der Türkei und Deutschland zeichnete sich neuer Streit über die Brandkatastrophe ab.
Aussagen zurückgezogen
Die beiden Kinder hatten zunächst
ausgesagt, vor dem Brand einen Mann im Hausflur gesehen zu haben, der mit
Feuer hantiert habe. Nun berichtete der SWR, schon vor einer Woche habe sich
eines der Kinder von der ursprünglichen Schilderung distanziert, in dieser
Woche dann auch die zweite Zeugin.
Liebig sagte, er werde sich weder zum Inhalt noch zur Bewertung der Aussagen äußern. Er wolle unter anderem erst die Stellungnahme eines hinzugezogenen Psychologen abwarten. In dem Fall werde weiter "in voller Breite" ermittelt. "Alles ist möglich, nichts ausgeschlossen", betonte Liebig. In der nächsten Woche könnte nach seinen Worten der Bericht der Sachverständigen vorliegen.
Türkei erzürnt über Ermittlungen
Das türkische
Innenministerium kritisiere den Umgang der deutschen Behörden mit dem Fall,
berichtete die regierungsnahe Zeitung "Zaman" am Freitag. Es sei
unverständlich, dass die deutschen Ermittler trotz der Aussagen von fünf
Zeugen nicht an eine Brandstiftung glaubten, sagten Vertreter des
Innenministeriums dem Blatt zufolge. Liebig sagte dazu, außer den beiden
Mädchen seien ihm keine weitere Zeugen bekannt, die direkt einen Mann
beobachtet haben wollen.
Die vier in die Bundesrepublik entsandten Experten der türkischen Polizei kehren laut "Zaman" Anfang nächster Woche in die Türkei zurück. Sie sollen für Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan einen Bericht anfertigen. Liebig war von einem baldigen Abzug der türkischen Ermittler allerdings nichts bekannt. Er gehe davon aus, dass sie bis zum Abschlussbericht dabei sein würden. Er würde dies auch begrüßen, betonte der Oberstaatsanwalt.