In 17 Ländern

Mindestens 200 Tote bei Überschwemmungen in Afrika

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Die Flutkatastrophe in Afrika wird immer schlimmer. Inzwischen sind bereits 17 der ärmsten Länder der Welt betroffen.

Bei den Überschwemmungen in Afrika sind bisher mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere hunderttausend Bewohner haben ihre Häuser verloren. Ganze Ortschaften wurden überschwemmt. Die Fluten haben Brücken weggerissen und die Existenz zahlloser Bauern zerstört. Insgesamt sind mehr als eine Million Menschen in mindestens 17 Ländern betroffen.

Regen als Fluch
Schlammige, rotbraune Wassermassen walzen in diesen Tagen unbarmherzig Dörfer und Siedlungen in mehr als einem Dutzend afrikanischer Länder nieder. Die alljährliche Regenzeit, dringend benötigt für die Landwirtschaft, hat sich vom Segen zum Fluch entwickelt. Zu lange und zu stark regnete es in den vergangenen Wochen - selbst in Staaten wie Mali, Niger und dem Sudan, die vom Wüstenklima geprägt sind. Wie ein Gürtel zieht sich die Wasserkatastrophe quer über den Kontinent - von Senegal und Burkina Faso über Nigeria und den Tschad bis nach Äthiopien und Kenia im Osten Afrikas. Mehr als eine million Menschen leiden unter der Flutkatastrophe. Zudem setzte der Regen sonst immer erst nach der Ernte ein. Diesmal zerstörten die Fluten die Felder mit Kartoffeln, Erdnüssen und Maniok.

Keiner weiß, wie es weitergeht
Und niemand weiß, wann der Regen aufhören wird. Es sei unmöglich, dem Wetter zu trauen, sagte am Mittwoch der Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) in Uganda, Tesema Negash. "Es ist ein schöner Tag heute, aber wir wissen nicht, was morgen kommt." Wenige Stunden danach begann es wieder heftig zu regnen.

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Besonders schwer hat es Ghana getroffen, der Norden des westafrikanischen Landes wurde zum Katastrophengebiet erklärt. "Ganze Dörfer sind von der Landkarte verschwunden", schildert George Azi Amoo, der als oberster Krisenmanager die Hilfe in den Flutgebieten organisieren muss. Allein in Ghana sind knapp eine halbe Million Menschen betroffen. Hubschrauber der Armee und von Hilfsorganisationen kreisen über den Überschwemmungsgebieten. Die Helfer müssen sich angesichts des Flutchaos erst einmal einen Überblick über die Situation verschaffen, ehe an effektive Hilfe zu denken ist.

Mindestens 200 Menschen gestorben
Mindestens 200 Menschen sind in den Fluten bisher ums Leben gekommen. In Ghana und anderen Ländern ist bereits von der "schlimmsten Flut seit Menschendenken" die Rede. Hunderttausende verloren Heim und Vieh, sind nun obdachlos und warten in Behelfsunterkünften, dass die Wassermassen sinken.

Etwa eine Viertelmillion Menschen ist nach Angaben von UN-Helfern im Sudan ohne ein Dach über dem Kopf. In Uganda geht Nothilfeminister Musa Ecweru von 150.000 Flutopfern aus. "Es gibt Orte, an die wir kaum vordringen können", schilderte er das Dilemma der Helfer. Es mangelt an Booten und Hubschraubern, um vom Wasser eingeschlossene Dörfer mit Notrationen zu versorgen.

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Im britischen Rundfunksender BBC meldeten sich Betroffene per Handy, SMS und E-Mail zu Wort. "Wir haben alles verloren - Kleidung, Geschirr, unsere Vorräte", klagte Innocent Okia aus Uganda. Die diesjährige Ernte der Familie des 18-Jährigen sei zerstört. "Die Flut verschlechtert die Wirtschaftslage in Ghana und vielen Ländern Afrikas noch weiter", denkt Anthony Mananyi aus Ghana bereits an die Folgewirkungen.

Ernte verloren und Seuchen
Denn das Wasser bedeckt nicht nur Mais, Weizen und Hafer, die nun zu verfaulen drohen. UN-Helfer fürchten, dass das Hochwasser Teile des fruchtbarsten Ackerbodens in Afrika unwiederbringlich weggerissen hat. Mit den hohen Wasserständen steigt bei warmen Temperaturen die Malariagefahr. Angesichts der beengten Wohnverhältnisse in Notunterkünften wird die Ausbreitung von Typhus und Cholera befürchtet.

"Gott helfe uns, unser Bezirk ist von der Außenwelt abgeschnitten", meldete sich James Elima aus der Hochwasserregion in Uganda. Die Lebensmittelpreise steigen, doch ein Sinken der Wassermassen ist nicht in Sicht - im Gegenteil. Zwar läuft mittlerweile die internationale Hilfe für die Menschen in den Flutgebieten an, doch auch für die nächsten Tage rechnen Meteorologen mit schweren, anhaltenden Regenfällen.

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