Der Abbruch eines riesigen Eisbergs in der Antarktis gibt den Blick auf eine bisher verborgene Unterwasserwelt frei – und überrascht die Forscher mit einem blühenden Ökosystem.
Ein spektakuläres Naturereignis in der Antarktis ermöglicht derzeit einen seltenen Einblick in eine bislang unerforschte Unterwasserwelt. Am 13. Januar 2025 löste sich ein Eisberg von der Größe Chicagos vom George-VI-Schelfeis – einem der gewaltigen, schwimmenden Gletscher an der antarktischen Halbinsel.
Was nach einem gewöhnlichen Gletscherbruch klingt, entpuppte sich als wissenschaftliche Sensation: Der Rückzug des Eises legte ein Meeresgebiet frei, das seit Jahrhunderten von Licht und menschlicher Forschung unberührt geblieben war.
Erstaunliches Ökosystem
Ein internationales Forschungsteam – darunter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des britischen „British Antarctic Survey“ und der Universität Aveiro in Portugal – konnte das Gebiet nun erstmals untersuchen. Dabei stießen sie auf ein erstaunlich lebendiges Ökosystem.
„Wir hatten nicht erwartet, ein so schönes, blühendes Ökosystem zu finden“, sagt Dr. Patricia Esquete, Co-Leiterin der Expedition. Die Biologin berichtet von überraschend großen Tieren, die offenbar seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten dort leben.
Bereits 2021 hatten Forscher erste Hinweise auf Bodenleben unter dem antarktischen Filchner-Ronne-Schelfeis im südlichen Weddellmeer gefunden. Doch die aktuellen Funde übertreffen frühere Annahmen deutlich – sowohl in Artenvielfalt als auch in ökologischer Stabilität.
Die neuen Erkenntnisse gelten als bedeutend für das Verständnis abgeschotteter Lebensräume – und als Warnung: Nur durch das schmelzende Eis wird sichtbar, was sonst verborgen bleibt.