"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" war ein Bestseller. Jetzt hat Christiane F. erneut Drogenprobleme. Sie verlor das Sorgerecht für ihren Sohn.
Rund 30 Jahre nach Veröffentlichung des Bestsellers "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" hat das Jugendamt der Berlinerin Christiane F. das Sorgerecht für ihren Sohn entzogen. "Sie kann der Erziehung und der Aufsichtspflicht des Kindes nicht mehr nachkommen", sagte eine Sprecherin des Jugendamtes Potsdam-Mittelmark am Montag. Die 46-Jährige könne sich wegen psychischer sowie Drogenproblemen nicht mehr um ihren zwölfjährigen Buben kümmern, hieß es aus Behördenkreisen.
Großeltern sollen einspringen
Das Amt prüfe nun, ob die
Großmutter das Sorgerecht des Kindes übernehmen kann. Christiane F. solle
ihren Sohn dann regelmäßig besuchen dürfen. Derzeit lebe der Junge in einer
Wohngruppe. Erziehungshelfer des Jugendamtes seien bereits seit 1995, als
Christiane F. von Berlin in den Landkreis Potsdam-Mittelmark zog, in engem
Kontakt mit der Familie.
Bestseller
Das Schicksal der aus der Berliner Satellitensiedlung
Gropiusstadt stammenden Christiane F. als drogensüchtige Jugendliche war von
den Autoren Horst Rieck und Kai Hermann beschrieben worden. Die Reportage
wurde 1978 als "Stern"-Buch zu einem Bestseller wie auch zur
abschreckenden Schullektüre. 1980/81 kam der von Bernd Eichinger und Hans
Weth produzierte Film von Ulrich Edel mit Natja Brunkhorst in der Titelrolle
heraus.
Angespannt
Buchautor Rieck sagte jetzt in "Spiegel online",
er habe zuletzt vor etwa 14 Tagen Kontakt mit Christiane F. gehabt. Dabei
habe sie "sehr angespannt" gewirkt. Rieck gibt Christiane F.
dennoch "grundsätzlich eine Chance", das sei "eine Frage
von Willen und Entscheidung". Dazu gehöre viel Disziplin. "Man
weiß ja, dass bei vielen Suchtkranken ein Kind dem Leben eine Struktur gibt.
Die Frage ist nun, was passiert, wenn das Kind nicht mehr da ist. Soweit ich
das in den vergangenen Jahren immer mal wieder verfolgen konnte, ist sie
sehr verlässlich, sorgsam und liebevoll mit ihrem Sohn umgegangen."
Bild: (c) WDR