Nach Amoklauf

Täter schoss sich ins Gesicht

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Bei einem Amoklauf in seiner Ex-Schule hat ein 18-Jähriger 25 Menschen verletzt und sich dann selbst ins Gesicht geschossen.

Der 18-jährige Amokläufers in der Schule in Emsdetten im Münsterland hat sich selbst getötet. Die Obduktion hat ergeben, dass sich der 18-Jährige durch einen aufgesetzten Schuss mit einer Vorderladerwaffe mit einem Kaliber von 15 Millimetern selbst richtete. Die Verbrennung des Schwarzpulvers in der altertümlichen Waffe habe außerdem zu erheblichen Gesichtsverletzungen geführt, die die Identifizierung erschwert hätten. Er hatte am Montag mit Rohrbomben und vier Gewehren die Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten überfallen und wahllos um sich geschossen.

Amoklauf per Internet angekündigt
Der Amokläufer hat den Angriff auf seine frühere Schule im Internet angekündigt. Zudem soll es nach Informationen von stern.de einen Mittäter gegeben haben, der die gleiche Tat zeitgleich auf einer benachbarten Schule geplant haben soll. Bei der Tat hat es sich offenbar um einen Racheakt des Ex-Schülers gehandelt. Der Täter verfasste einen makabren Abschiedsbrief im Internet.

Sollte Komplize Parallell-Anschlag durchführen?
Der Mann soll angeblich kein Einzeltäter gewesen sein, sondern einen Komplizen gehabt haben, wie stern.de vor Ort erfahren hat. Zusammen mit einem Freund soll er zeitgleich einen Anschlag an der Realschule und an der benachbarten Marienschule geplant haben. Dabei sollten selbstgebaute Sprengsätze verwendet werden. Warum der angebliche Mittäter nicht zugeschlagen habe, ist unklar.

Drei Mädchen, ein Bub unter Opfern
Bei den Schwerverletzten handelt es sich um den Hausmeister der Schule sowie drei Mädchen und einen Buben. Die Schüler erlitten Schusswunden in der Brust, an der Hand, am Knie und am Arm; der Hausmeister wurde von einer Kugel in den Bauch getroffen. Zudem trug eine Lehrerin leichte Gesichtsverletzungen davon. Lebensgefahr bestehe "im Augenblick wohl bei keinem", sagte der Münsteraner Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer. Weitere fünf Menschen erlitten laut Schweer leichte Blessuren. Außerdem trugen 16 Polizisten Rauchgasvergiftungen davon, als der Täter beim Eintreffen der Polizei Rauchbomben in dem Schulgebäude zündete.

Polizei verhinderte Schlimmeres
Die Polizei hat nach Ansicht des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers ein noch größeres Blutvergießen verhindert. Das schnelle Eintreffen der Einsatzkräfte sei ein Glücksfall gewesen, sagte der CDU-Politiker: "Man kann davon ausgehen, dass dies dazu geführt hat, dass der Täter keine Kinder in seine Gewalt bringen konnte." Die Polizei hat nach dem Vorfall in Erfurt solche Situationen geübt und geht nach einem speziellen Einsatzkonzept für solche Amokläufe in Schulen vor.

Gewaltspiele aus Leidenschaft
Der Täter war in einschlägigen Spiele-Foren bekannt, wo er unter dem Decknamen "Resistant-X" leidenschaftlich Gewalt-Games spielte. Nach Angaben von Mitschülern war er ein fanatischer Spieler des oft als gewaltverherrlichend kritisierten Computerspiels "Counterstrike". Im Internet ist ein Abschiedsbrief aufgetaucht, der nach ersten Erkenntnissen der Polizei authentisch sein soll. "Das einzigste, was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin" , heißt es in dem Text, in dem die Geschwister-Scholl-Schule mit der Abkürzung GSS genannt wird. "Ich verabscheue Menschen" , heißt es auf der Internetseite. Dort posiert der junge Mann auf Fotos mit Waffen, darunter auch eine Maschinenpistole. Der Brief schließt mit den Worten: " Ich bin weg...". Mitschüler und Lehrer bescheinigen dem ehemaligen Schüler eine Nähe zum Satanskult.

Makaber: die Lieblingsvideos des Täters
Auf seiner Homepage hat der Täter seine liebsten Videos verlinkt: eine selbst produzierte Kurzfassung eines Films über das Schulmassaker von Columbine (USA) sowie ein brutaler Kurzfilm von einem gestellten Schul-Amoklauf. Darauf sind zwei Männer mit Maske und Maschinengewehren zu sehen, die in einer Schule eine Blutspur hinterlassen.

Das Lieblingsvideo des Amokläufers

Täter beging Selbstmord
Der Bursch hat sich durch einen Schuss ins Gesicht selbst getötet. "Es hat keinen Schusswaffengebrauch durch die Polizei gegeben", sagte Einsatzleiter Hans Volkmann in Emsdetten. auch in der Garage seines Elternhauses Sprengstoff entdeckt worden. Spezialkräfte der Polizei seien auf dem Weg dorthin, um die Sprengkörper unschädlich zu machen, teilte die Polizei mit. Der weiterhin im Schulgebäude liegenden und mit Sprengstoff präparierten Leiche des Täters konnten sich die Polizei-Sprengstoffexperten auch sieben Stunden nach der Aktion nicht vollends nähern. Es müsse zunächst das Umfeld gesichert werden.

Bei den Schwerverletzten handelt es sich den Angaben zufolge um den Hausmeister der Geschwister-Scholl-Realschule und zwei Kinder. Der 18-Jährige feuerte laut Polizei mehrere Schüsse ab.

Schwarze Klamotten und Springerstiefel
Nach Informationen der " Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagausgabe) war der Täter im Ort bekannt. "Er trug immer schwarze Klamotten und Springerstiefel", berichteten Schüler der Zeitung. "Wir hatten Angst vor ihm." Der junge Mann soll in diesem Jahr seinen Abschluss gemacht haben.

Als der Täter auf dem Schulhof zu schießen begann, dachten die Mitschüler demnach zunächst an Knallkörper. Als klar wurde, dass es sich um Schüsse handelte, lief ein Teil der Kinder in die Schule und brachte sich im Lehrerzimmer in Sicherheit. Andere verließen das Schulgelände. Die Lehrer, denen zum Teil selbst Tränen die Wangen hinuntergelaufen seien, hätten eine Panik unter den Schülern verhindern können, sagte die Schulleiterin. Als vier Funkstreifenbeamte in die von rund 690 Schülern besuchte Realschule vordrangen, zog sich der 18-Jährige laut Polizei ins Obergeschoss zurück und zündete die Rauchbomben. Das Schulgebäude wurde umgehend evakuiert und weiträumig abgeriegelt.

Schule bot Gewaltpräventionskurse an
Die Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten ist die einzige Ganztagsrealschule im Kreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen). Die knapp 700 Schüler (Stand 2006/2007) können nach einem Mittagessen am Nachmittag vier Tage pro Woche ein freiwilliges Unterrichtsangebot besuchen. Dazu gibt es eine Hausaufgabenbetreuung sowie Sport-, Musik- und Kunst-Arbeitsgemeinschaften. In Zusammenarbeit mit der Polizei bietet die Schule ein Gewaltpräventionsprogramm an. Die Einrichtung wurde 1970 eröffnet, seit 1991 ist sie Ganztagsschule. 2002 wurde sie ausgebaut und auf vier Klassenzüge erweitert.

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(c) AP

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