15-stündige Bergung

"Wunder vom Hudson"-Unglückmaschine wurde gehoben

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Ein gigantischer Kran hob das rund 450 Tonnen schwere Wrack aus dem Hudson River, die Bergung dauerte 15 Stunden.

Nach der spektakulären Notlandung eines Airbus auf dem Hudson River in New York ist die Unglücksmaschine in einer nächtlichen Großaktion geborgen worden. Experten konnten am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) den Flugschreiber und den Stimmenrekorder sichern. Die Geräte sind zur Aufklärung der Unfallursache nötig. Der als "Held vom Hudson" gefeierte Pilot Chesley Sullenberger ("Sully") sagte den Ermittlern unterdessen, er habe mit der Notwasserung am Donnerstag eine Katastrophe verhindern wollen. Alle 155 Menschen an Bord konnten wie durch ein Wunder gerettet werden.

Am Sonntagmorgen um 01.30 Uhr war es soweit: Ein gigantischer Kran hievte die Unglücksmaschine aus dem Fluss. Einen Augenblick schwebte der weiße Vogel in seinen Rettungsschlingen frei über dem Wasser. Das gleißende Flutlicht zeigte auf den TV-Bildern gespenstisch die Schäden, die der Aufprall auf dem Wasser verursacht hat: Die Spitze der rechten Tragfläche ist abgebrochen, aus dem Rumpf ragen Kabel und zerfetzte Metallteile, und die vordere Tür ist abgerissen, sie hängt nur noch schräg an einer Angel.

Bergung dauerte 15 Stunden
Mehr als 15 Stunden haben die Experten bei eiskalten Temperaturen um die Bergung gerungen. Heftige Strömung und andrängende Eisschollen erschwerten die Arbeit. Die inzwischen mit Wasser vollgelaufene und schätzungsweise 450 Tonnen schwere Maschine musste in Stahlgurten Zentimeter für Zentimeter angehoben werden, andernfalls wäre sie zerbrochen. Als sie schließlich auf einem riesigen Schleppkahn niedergelassen wurde, war das meiste Wasser abgelaufen.

Flugzeug wird untersucht
Die Aufzeichnungsgeräte aus der Maschine wurden nach Angaben der "New York Times" in eisgekühlten Spezialbehältern zur Analyse nach Washington gebracht. Das Flugzeug soll an Land gebracht und dort unterucht werden. Eines der beiden Triebwerke fehlte am Sonntag zunächst noch. Taucher hatten nach Angaben der Behörden jedoch mit Sonargeräten eine mögliche Fundstelle geortet. Das zweite Triebwerk befand sich entgegen früheren Angaben noch an der Maschine.

Vogelschwarm als Unglücksursache
Erfolgspilot Sullenberger berichtete in seiner ersten Aussage vor den Ermittlern, schon kurz nach dem Start am Donnerstag in etwa 900 Metern Höhe sei der voll besetzte Airbus A320 in einen Vogelschwarm geraten, beide Motoren seien daraufhin ausgefallen. Er habe dann das Kommando von seinem ersten Offizier übernommen, der die Maschine vom Flughafen La Guardia mit Ziel Charlotte (North Carolina) gestartet hatte.

Der Airbus sei über einem dicht besiedelten Gebiet "zu niedrig, zu langsam" gewesen, um noch einen Flughafen zu erreichen, sagte Sullenberger nach Angaben von Kathryn Higgins, der Sprecherin der ermittelnden Verkehrssicherheitsbehörde. "Wir schaffen es nicht. Wir werden im Hudson landen", gab der Kapitän an den Tower durch. "Es hätte katastrophale Folgen haben können, wenn wir das nicht gemacht hätten", sagte er laut Higgins.

Obama würdigte Sullenberg
Der künftige US-Präsident Barack Obama würdigte die dramatische Notwasserung Sullenbergers als "heldenhaften und tollen Job". Obama habe dem Piloten am Freitagabend in einem fünf Minuten langen Telefonat versichert, dass jedermann sehr stolz auf seine Leistung sei, teilte das Büro des designierten Präsidenten mit. Die New Yorker Stadtverwaltung und die Wasserwacht stellten inzwischen Videos von der spektakulären Aktion zur Verfügung.

Bisher haben die Behörden noch nicht offiziell bestätigt, dass Vogelschlag die Unglücksursache war. Erst die Analyse der Triebwerke soll zeigen, ob ein oder mehrere Vögel sich in den Rotoren verfingen und sie dadurch blockierten. In den US-Zeitungen brach gleichwohl eine erregte Debatte über das gefürchtete Vogelrisiko los.

Die Titelseite des Boulevardblatts "New York Daily News" bestand am Samstag nur aus einem Bild, das eine Wildgans im riesigen Fadenkreuz eines Gewehrs zeigt. "Tötet sie, ehe sie noch ein Flugzeug runterholen!", stand in schwarzen Lettern darüber. Nach Angaben der Zeitung sind seit dem Jahr 2000 in den USA fast 500 Flugzeuge bei Kollisionen mit Vögeln beschädigt worden, 166 von ihnen hätten eine Notlandung machen müssen. Das Blatt bezog sich auf eine Statistik des Bundesflugamts.

Foto: (c) AP

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