Rote Ampel ignoriert

Zentrale gab dem Lokführer grünes Licht

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Bei dem U-Bahn-Unglück mit einer Toten und 240 Verletzten scheint es Kommunikationsprobleme zwischen Lokführer und Kontrollzentrale gegeben zu haben.

Nach dem U-Bahn-Unglück am Dienstag in Rom, bei dem eine Frau ums Leben gekommen ist und 236 Menschen verletzt worden sind, ist eine scharfe Diskussion um die Sicherheit des römischen U-Bahn-Netzes ausgebrochen. Der verletzte Lokführer, der in der Station Piazza Vittorio Emanuele im Zentrum der Stadt auf einen stehenden Zug gerast war, berichtete den Ermittlern, er habe eine rote Ampel ignoriert, weil ihm die Kontrollzentrale per Funkradio mitgeteilt habe, dass der Weg frei sei. Der 32-jährige Angelo Tomei ist schwer geschockt, aber nicht in Lebensgefahr.

Die römischen Staatsanwälte, die den Unglückshergang ermitteln, haben die so genannten Black Boxes der beiden Züge beschlagnahmt. Sie wollen die Aufnahme des Gesprächs zwischen dem Lokführer und der Zentrale überprüfen. Am Mittwochvormittag wurde die U-Bahn-Linie wieder geöffnet.

Kein ausreichender Sicherheitsabstand
Die Gewerkschaften der Metro-Bediensteten drohen mit Protestkundgebungen, sollten die Sicherheitsvorkehrungen nicht verbessert werden. "Das römische U-Bahn-Netz ist wie eine Autobahn, in der man stets in der Schlange steht. Der Sicherheitsabstand zwischen den Zügen ist nie garantiert", sagte ein Lokführer. Die Linie A, auf der sich das Unglück ereignet hat, war 1955 für täglich maximal 250.000 Passagiere gedacht. Heute fahren jeden Tag 450.000 Menschen auf der Linie.

Modernisierung der U-Bahnlinie gefordert
Die Gewerkschaften kritisierten, dass chronischer Personalmangel die Sicherheit belaste. Sie forderten massive Investitionen zur Modernisierung der U-Bahnlinie und den Rücktritt der Manager der Verwaltungsgesellschaft der " Metropolitana di Roma". "Ein derartiger Unfall ist eines zivilisierten Landes unwürdig", kritisierte ein Sprecher des italienischen Konsumentenschutzverbands Codacons.

In dieser schwierigen Lage gerät auch der römische Bürgermeister, Walter Veltroni, unter Druck. Das populäre Stadtoberhaupt, bei den Kommunalwahlen im Mai mit absoluter Stimmenmehrheit wiedergewählt, wird beschuldigt, sich mehr um Kulturevents als um Verkehr und öffentliche Dienstleistungen zu kümmern.

Veltroni und Polizeichef Achille Serra hoben die Effizienz des Rettungssystems hervor. 30 Minuten nach dem Unfall waren alle Passagiere geborgen und ins Krankenhaus gebracht worden. "Das Sicherheitssystem hat bestens funktioniert", meinte Veltroni. Im Spital übernachteten nur die fünf Schwerverletzten. Zu ihnen zählt eine japanische Touristin, die gegen den Tod kämpft.

Der Papst sprach bei der Mittwochaudienz den Eltern der 30-jährigen Alessandra Lisi sein Beileid aus, die beim U-Bahn-Unglück ums Leben gekommen ist. Er bete für die Familienangehörigen der jungen Frau, die in Rom als Forscherin in einem wissenschaftlichen Institut arbeitete. Die Familie des Opfers erhielt auch einen Besuch des römischen Bürgermeisters Walter Veltroni.

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