UBS-Händler in U-Haft

Zocker-Banker grinst und schweigt

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Betrugsverdacht: Der 31-Jährige wurde dem Richter vorgeführt.

Der Londoner Händler, der der Schweizer Großbank UBS einen Handelsverlust von 2 Mrd. Dollar (1,45 Mrd. Euro) eingebrockt hat, kommt in Untersuchungshaft. Die Polizei wirft dem 31 Jahre alten Kweku Adoboli nach Angaben vom Freitag Betrug und Bilanzmanipulationen vor. Er war in der Nacht zum Donnerstag festgenommen worden, nachdem die Bank nach eigenen Angaben nicht autorisierte Geschäfte aufgedeckt hatte.

Der Mann hatte im Rang eines Direktors in einer Abteilung gearbeitet, die mit sogenannten synthetischen Aktienprodukten zu tun hatte. Am Freitagnachmittag wurde er dem Richter vorgeführt, der die Untersuchungshaft anordnete. Sie ist zunächst bis zum 22. September befristet.

UBS-Händler Kweku Adoboli vor dem U-Richter



Adoboli übertrug seine Verteidigung der Anwaltskanzlei Kingsley Napley, wie eine Sprecherin mitteilte. Rechtsanwälte dieser Firma hatten schon Nick Leeson verteidigt, der 1995 mit Derivategeschäften die britischen Barings Bank einen Verlust von 1,4 Mrd. Dollar beschert und seinen Arbeitgeber schließlich in den Konkurs getrieben hatte.

Banker schweigt

Wie Adoboli bei UBS vorgegangen war, teilte die Polizei nicht mit. In der Londoner City konzentrierten sich die Spekulationen auf die These, dass er von der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überrascht worden sein könnte, den Wechselkurs des Frankens an den Euro zu binden. Die Schweizer Aktien war daraufhin in die Höhe geschossen. UBS selbst wollte zu den Spekulationen keine Stellung nehmen. Der Mann habe im Aktienbereich gearbeitet. Auch zu der  Anklageerhebung wollte die Bank mit dem Hinweis auf ein laufendes Verfahren nichts sagen.

Star im Handel
Der 31-jährige Diplomatensohn hatte bei UBS als Star im Handel unter anderem mit Delta-One-Produkten gegolten - ein Bereich des Investmentbankings, der einst als relativ sicher galt, inzwischen aber als schwer zu kontrollieren eingestuft wird. Der junge Mann, der für 4.000 Pfund (4.590 Euro) Miete im Monat im hippen Londoner East End wohnen soll, hat damit eine der größten Banken Europas wohl - wie die UBS befürchtet - in die Verlustzone gestürzt.

"Kriminelle Energie"
Bankenexperte Dirk Schiereck glaubt nicht an ein Versehen oder Verzocken: "Das ist gar nicht so einfach, denn alle Banken haben in erheblichen Maße Instrumente eingebaut, um das zu verhindern. Es ist definitiv sicher, dass wir es hier wieder mit einem Fall von erheblicher krimineller Energie zu tun haben, sonst geht das gar nicht", sagte der Finanzexperte der Technischen Universität Darmstadt.

Verluste im zweistelligen Millionenbereich könne ein einzelner Banker zwar durchaus anhäufen, ohne aufzufallen, nicht aber im einstelligen Milliardenbereich. "Das geht nicht so leicht." Typischerweise werde die EDV (wie bei Nick Leeson) dadurch überlistet, dass der Händler über verschiedene Konten agiert, auf die er eigentlich nicht ohne weiteres zugreifen dürfte. Zudem würden Transaktionen gezielt verschleiert.

"Es gibt ganz simple Sicherheitsmechanismen, bei denen darauf geachtet wird, dass auf einzelnen Konten, für die die einzelnen Händler verantwortlich sind, die Verluste begrenzt sind", sagte Schiereck. Sei diese Grenze erreicht, werde die nächsthöhere Stelle informiert. "Wenn Verluste in einem derartigem Umfang aufgebaut werden, geht das nur, wenn man diese Sicherungsmechanismen umgangen hat. Und das geht nicht ohne kriminelle Energie."






 

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