"Nicht mehr haltbar"

Welternährungsprogramm: Versorgung der Menschen in Gaza vor Kollaps

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Im Gaza-Krieg steht die Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung mit dem Lebensnotwendigsten nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) vor dem Kollaps.

"Es gibt nicht genug Essen. Die Menschen hungern", schrieb der Vizedirektor des WFP, Carl Skau, auf X. Sein Team habe mehr als eine Million Menschen erreicht, "aber die Situation ist unhaltbar. Wir brauchen unsere Hilfsgüter und einen humanitären Waffenstillstand."

Skau hatte sich am Freitag in Gaza ein Bild von der Lage gemacht. Es herrsche Chaos und Verzweiflung, Familien lebten auf den Straßen, erklärte er.

 

 

Da nur ein Bruchteil der nötigen Nahrungsmittel in das von Israel abgeriegelte Küstengebiet gelange, es an Treibstoff mangle und niemand sicher sei, "können wir unsere Arbeit nicht machen", fuhr Skau in einer Mitteilung des WFP weiter fort. An den Verteilungsstellen für humanitäre Hilfsgüter drängten sich Tausende verzweifelter, hungernder Menschen. In den Lagerstätten herrsche Verwirrung, die Notunterkünfte seien überfüllt. In einem entsprechenden Zustand befänden sich die Toiletten. Dazu jeden Tag im Hintergrund das dumpfe Donnern der Bombenangriffe, schilderte Skau.

"Krank und nicht genug zu essen"

"Da Recht und Ordnung zusammengebrochen sind, ist jede sinnvolle humanitäre Aktion unmöglich", bilanzierte Skau seine Beobachtungen. Die Menschen im Gazastreifen lebten unter ungesunden Bedingungen in Notunterkünften oder auf der Straße, während der Winter nahe. "Sie sind krank und haben nicht genug zu essen", beklagte Skau.

 

 

"Bei einer Lebensmittelausgabe erzählte mir eine Frau, dass sie mit neun anderen Familien in einer Wohnung lebt. Sie wechseln sich nachts beim Schlafen ab, weil sich nicht alle gleichzeitig hinlegen können", berichtete der WFP-Vizedirektor. Auf einem Friedhof habe er gesehen, wie Menschen die Bäume fällten, um sie als Brennholz zu verwenden.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite sind in der Folge mehr als 1.200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten. Bei Israels Gegenangriffen sind nach jüngsten Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde inzwischen fast 17.490 Menschen getötet worden. Die Zahl lässt sich derzeit nicht unabhängig prüfen.

Resolutionsentwurf vorgelegt

Unterdessen reichten mehr als ein Dutzend Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Resolutionsentwurf ein, in dem Israel aufgefordert wird, seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen zum Schutz von humanitären Helfern nachzukommen. Vorgelegt wurde der Text von Algerien, Ägypten, Bolivien, China, Indonesien, dem Irak, Jordanien, Katar, dem Libanon, Malaysia, Marokko, Pakistan, Saudi-Arabien, Tunesien, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Jemen, ebenso wie von der Palästinenservertretung. Das WHO-Führungsgremium wird sich am Sonntag bei einem Sondertreffen zu den Palästinensergebieten mit dem Entwurf befassen.

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