Obamas Kriegskurs

34.000 neue US-Soldaten für Afghanistan

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Der US-Präsident präsentiert seine neue Militärstrategie.

US-Präsident Barack Obama will nach einem Zeitungsbericht 34.000 zusätzliche Soldaten nach Afghanistan schicken. Das sei das Kernstück seiner neuen Afghanistan-Strategie, die Obama am Dienstagabend (Ortszeit) zur besten Sendezeit in einer Rede an die Nation vorstellen wolle, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf Regierungskreise. Zudem werde der Präsident die NATO und anderen Alliierte um die Entsendung von weiteren 5.000 Mann bitten. Außerdem werde er erste Teile einer Abzugsstrategie skizzieren. Nach Angaben eines Sprechers der afghanischen Regierung informierte Obama bereits Präsident Hamid Karzai in einer einstündigen Videokonferenz über die neue Strategie.

100.000 GIs am Hindukusch
Die Zahl der zusätzlichen US-Soldaten und die von Obama erbetenen 5.000 Mann der Alliierten entsprechen in etwa den 40.000 Soldaten, die der US-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Stanley McChrystal, von Washington ursprünglich gefordert hatte. Mit den neuen Truppen würde die Zahl der US-Soldaten am Hindukusch auf mehr als 100.000 steigen.

Der britische Premier Gordon Brown hatte zuvor angekündigt, dass London 500 weitere Soldaten an den Hindukusch schickt. Damit erhöhe sich die Zahl der Briten dort - inklusive Sondereinheiten - auf mehr als 10.000, sagte Brown vor dem Unterhaus in London.

Von Frankreich verlangen die USA nach Informationen der Zeitung "Le Monde" die Entsendung von 1.500 zusätzlichen Soldaten. Derzeit sind 3.400 Franzosen im Afghanistan-Einsatz. Die Frage eines stärkeren Engagements der Alliierten betrifft auch Deutschland. Die USA wollen laut "Le Monde" von Berlin 2.000 Soldaten zusätzlich. Deutschland hat derzeit 4.500 Soldaten am Hindukusch stationiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte aber am Dienstag, dass Deutschland zunächst keine zusätzlichen Truppen bereitstellen wird. Sie werde die Vorstellungen der USA zur Kenntnis nehmen, sagte Merkel nach einem Treffen mit dem pakistanischen Ministerpräsidenten Yousuf Raza Gilani in Berlin. "Wir werden uns aber in diesen Tagen nicht entscheiden."

Konferenz in London
Die Franzosen wollten die Bitte um mehr Soldaten nicht kategorisch ablehnen, hieß es in dem Bericht. "Wir werden gegenüber Obama nicht Nein sagen", zitierte die Zeitung das Umfeld von Präsident Nicolas Sarkozy. Frankreich wolle aber wie Deutschland die Afghanistan-Konferenz am 28. Jänner in London abwarten.

Nach Angaben der "Washington Post" soll im Jänner schrittweise damit begonnen werden, zusätzliche US-Truppen nach Afghanistan zu schicken. Abgesehen von Marineinfanteristen, die als erste nach Afghanistan verlegt werden, sei noch nicht festgelegt, welche Einheiten folgen sollen.

Obama wird in seiner Rede vor Kadetten der traditionsreichen Militärakademie West Point laut "Washington Post" überdies einen Plan darlegen, der einer Abzugsstrategie sehr nahe komme. Im Zentrum stünden dabei Maßnahmen, die Regierung in Kabul zu stärken, so dass die afghanischen Sicherheitskräfte schrittweise die Kontrolle über ihr eigenes Land übernehmen können. Es sei zu erwarten, dass der Präsident auch spezifische Zielmarken nenne, die er politisch wie auch militärisch erreicht sehen wolle, so das Blatt weiter.

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