Totaler Rechtsruck

Wahl-Sieger Berlusconi drückt aufs Tempo

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Europa reagiert zurückhaltend auf den Sieg Berlusconis. Der will nun im Rekordtempo an die Arbeit gehen – binnen einer Woche.

„Ich bin bewegt von dem Wahlergebnis und dem Glauben, den so viele Bürger in mich gesetzt haben“, war Silvio Berlusconis erste Reaktion, nachdem sein fulminanter Sieg bei den italienischen Parlamentswahlen bekannt wurde. Seine Regierung soll schon nächste Woche die Arbeit aufnehmen.

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Im Rest Europas ist man weniger euphorisch über den Sieg des Medienmoguls: „Die Italiener haben die Clowns an die Macht gewählt“, sagte etwa Daniel Cohn-Bendit, Fraktionschef der Grünen im EU-Parlament. Frankreichs Präsident Sarkozy gratulierte Berlus­coni nur „freundschaftlich“ zum Wahlsieg.

In Österreich hingegen jubelt das rechte Lager: Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider und Vizekanzler Wilhelm Molterer gratulierten Berlusconi, Freiheitlichen-Chef HC Strache der Lega Nord.

Das starke Abschneiden des rechten Lagers ist vor allem dieser rechtspopulistischen Lega Nord zu verdanken, mit der Berlusconi ein Bündnis einging. Sie wurde drittstärkste Partei und kann damit die Anzahl ihrer Sitze fast verdoppeln.

Das alles scheint zulasten der Linken gegangen zu sein, die bei der Wahl geradezu zertrümmert wurden. Die Kommunisten und die Grünen schafften nicht einmal den Einzug ins Parlament.

Berlusconi hat aber jetzt größere Probleme als die Lega Nord und will viele davon auch sofort lösen: Zuerst plant er, den Verkauf der angeschlagenen Fluglinie Alitalia über die Bühne zu bringen. Als Nächstes will er das Müllproblem lösen. Sein Wahlgegner, Sozial­istenchef Walter Veltroni, der Berlusconi nach der Wahl zum Sieg gratulierte, hat bereits seine Unterstützung zugesagt.

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Lega Nord-Chef Umberto Bossi

Fußball-Star Francesco Totti bei der Stimmabgabe.

Der Medienzar lächelt: Berlusconi hat beste Chance, zum dritten Mal italienischer Ministerpräsident zu werden.

Berlusconis schärfster Konkurrent: Walter Veltroni, Bürgermeister von Rom.

Romano Prodi - bisheriger Ministerpräsident im Stiefel-Staat. Seine Regierung scheiterte - daher wurden Neuwahlen angesetzt.

Gianfranco Fini, ehemaliger Außenminister Italiens und Vorsitzender der Partei Alleanza Nazionale.

Francesco Rutelli, Kulturminister.

Fausto Bertinotti, Chef der kommunistischen Partei Italiens.