Wegen alter Hass-Kommentare:

Amnesty sieht Nawalny nicht mehr als politischen Gefangenen

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Die Menschenrechtsorganisation verweist auf Hass-Kommentare des Kreml-Kritikers aus der Vergangenheit. Diese seien "an der Grenze zur Verteidigung von Hass".

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International stuft den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny nicht länger als politischen Gefangenen ein, will sich aber weiter für seine Freilassung einsetzen. Zur Begründung verwies Amnesty am Mittwoch auf frühere Hass-Kommentare des Gegners des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Von den Äußerungen, die "an der Grenze zur Verteidigung von Hass" gelegen seien, habe sich Nawalny nie distanziert, erklärte die Organisation.
 

Proteste wegen Verhaftung

Nawalny wurde vor rund einem halben Jahr Opfer eines Giftanschlags und begab sich zur Behandlung nach Deutschland. Nach seiner Rückkehr nach Moskau wurde der 44-Jährige wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Im Januar demonstrierten zehntausende Russen gegen Putin und für die Freilassung Nawalnys. Die Sicherheitskräfte gingen massiv gegen die Proteste vor und nahmen tausende Menschen fest.
 

Kritik wegen Teilnahme an rechtsextremen und monarchistischen Aufmärschen

Amnesty zitierte keine bestimmten Äußerungen Nawalnys aus der Vergangenheit. Aber der Kreml-Kritiker hatte zu Beginn seiner politischen Karriere vor einem guten Jahrzehnt einwanderungsfeindliche Erklärungen abgegeben. Damals nahm er an rechtsextremen und monarchistischen Aufmärschen teil, wandte sich gegen die Einwanderung aus Zentralasien und übte Kritik an den muslimischen Kaukasus-Republiken. Dies stehe "im Widerspruch zur Definition eines politischen Gefangenen", wie sie von Amnesty angewendet werde, erklärte die Organisation.
 

Keine Hass-Kommentare von Nawalny in jüngerer Zeit

Amnesty räumte ein, es lägen keine Hinweise darauf vor, dass Nawalny in den vergangenen Jahren nochmals Hass-Kommentare verbreitet habe. Nawalny achtete in den vergangenen Jahren darauf, keine extremistischen Erklärungen mehr abzugeben. Dass er es früher getan habe, begründete er mit seiner Absicht, alle Strömungen der Opposition gegen Putin anzusprechen.
 

Freilassung von Nawalny weiter gefordert

Amnesty teilte mit, sie habe der russischen Regierung in der vergangenen Woche Listen mit 200.000 Unterschriften vorgelegt, mit denen die sofortige Freilassung Nawalnys gefordert wurde. Nawalnys Team warf Amnesty vor, mit dem Abrücken von Nawalny dem Druck einer Kampagne in Verbindung mit den russischen Staatsmedien nachgegeben zu haben. Iwan Schdanow etwa bezeichnete die Entscheidung, Nawalny den Status als politischer Gefangener abzuerkennen, als "äußerst beschämend".
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