Gegen die Tradition

Bestimmt China Dalai Lama-Nachfolger?

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Das kommunistische Regime will mit der buddhistischen Tradition brechen.

Die chinesische Regierung will im Fall des Todes des Dalai Lama, des Oberhaupts der Tibeter im Exil, über dessen Nachfolger entscheiden. Neben den historischen und religiösen Konventionen sei die Anerkennung der Zentralregierung in Peking eine wichtige Bedingung für die Bestätigung einer Reinkarnation, sagte der Vorsitzende der Autonomen Region Tibet, Legqoq, am Donnerstag am Rande der jährlichen Sitzung des Volkskongresses in Peking gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Nach der Tradition des tibetischen Buddhismus werden die Reinkarnationen der Lamas von einer aus ausgewählten Geistlichen bestehenden Findungskommission identifiziert.

Peking muss sämtliche Lamas anerkennen
Gegenüber Xinhua verwies Legqoq (nach eigenen Angaben vollständiger Name) jedoch auf die vor zwei Jahren erlassene Regelung, wonach sämtliche reinkarnierte Lamas - die sogenannten "Lebenden Buddhas" - von der kommunistischen Führung in Peking anerkannt werden müssen. Kritiker betrachten dieses Vorgehen Pekings als Versuch, den tibetischen Buddhismus unter Kontrolle zu bringen. Ein prominenter Fall der Einmischung ist der des gegenwärtigen Panchen Lama, des zweitmächtigsten tibetischen Geistlichen. Ein vom Dalai Lama 1995 als Reinkarnation des gestorbenen Vorgängers anerkannter Sechsjähriger wurde von Peking abgelehnt. Die Regierung setzte einen eigenen Kandidaten ein, der vom Dalai Lama gewählte Bub gilt bis heute als verschollen.

Tibet seit über 50 Jahren besetzt
Die chinesische Armee hatte die Himalaya-Provinz Tibet in den 50er Jahren besetzt, die sie als Teil des eigenen Territoriums erachtet. Am Dienstag jährte sich zum 50. Mal der blutige Aufstand der Tibeter gegen ihre chinesischen Besatzer. Die chinesische Volksarmee hat die tibetisch besiedelten Gebiete seit einiger Zeit drakonisch abgeriegelt. Der Dalai Lama strebt aus dem indischen Exil nach mehr Autonomie für sein Volk, der Dialog mit Peking hat aber bisher keinen Erfolg gebracht..

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