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Bulgarien räumt Schüsse auf DDR-Flüchtlinge ein

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Erstmals hat Bulgarien Schüsse auf Flüchtlinge zu Zeiten des Eisernen Vorghangs eingeräumt

Bulgarien hat erstmals tödliche Schüsse auf fliehende DDR-Bürger zu Zeiten des Eisernen Vorhangs eingeräumt. Zwei DDR-Bürger seien in den Jahren 1974 und 1988 getötet worden, als sie über Bulgarien in den Westen fliehen wollten, sagte Ekaterina Bontschewa am Freitag vor Journalisten in Sofia. Sie gehört einem Ausschuss an, der für die Akten der früheren bulgarischen Staatssicherheit zuständig ist und sich nun mit den Akten der Grenztruppen befassen soll.

Keine genauen Zahlen
Die genaue Zahl der an den bulgarischen Grenzen zu Griechenland und zur Türkei getöteten DDR-Bürger konnte beim "ersten schnellen Lesen" der Akten nicht ermittelt werden, so Bontschewa. Auch Polen und Ungarn hätten damals versucht, über Bulgarien in den Westen zu fliehen. Es blieb unklar, wann genau diese Akten auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein würden.

Die acht freigegebenen Akten der früheren bulgarischen Grenztruppen enthalten laut Bontschewa neben Plänen zur Spionageabwehr und Zusammenarbeit mit der Stasi auch Angaben über DDR-Bürger, die beim Fluchtversuch an den bulgarischen Grenzen festgenommen und an die DDR übergeben wurden.

Belohnung für Grenzsoldaten
Valeri Katsunow, wie Bontschewa Mitglied der Regierungskommission zur Aufarbeitung von Geheimdienstarchiven aus der Zeit des Kalten Krieges, sagte, Grenzbeamte seien bei der Gefangennahme oder Tötung von Grenzflüchtlingen belohnt worden. Für jeden gefassten Flüchtling erhielten die Grenzsoldaten nach Angaben des Stasi-Ausschusses 20 Tage Urlaub. Für eine "Heldentat", womit damals ein Schusswechsel mit einem Flüchtling gemeint war, gab es eine Uhr mit Gravur.

Hinweis aus Deutschland
Die Untersuchung war im März eingeleitet worden, nachdem ein Forscher von der Universität Oldenburg, Stefan Appelius, erklärt hatte, er könne beweisen, dass mindestens 18 Flüchtlinge bei insgesamt 845 Fluchtversuchen an der bulgarischen Grenze getötet worden seien. In der "New York Times" sagte Appelius weiter, nach seiner Schätzung hätten sogar rund 4.500 Menschen aus dem damaligen Ostblock über Bulgarien zu fliehen versucht, etwa einhundert seien dabei getötet worden.

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