Nach drei Monaten

Fidel Castro zeigt sich im Fernsehen

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Erstmals seit drei Monaten hat das kubanische Staatsfernsehen wieder Filmaufnahmen des erkrankten Staatschefs Fidel Castro ausgestrahlt.

Der 81-Jährige machte einen stabilen Eindruck und reagierte auf Gerüchte über seinen Tod mit einem trotzigen "Hier bin ich!".

Überraschende Sendung
Die überraschende Sendung wurde am Freitag ohne Ankündigung in das Programm genommen. Wie es hieß, wurde das einstündige Gespräch mit Castro am gleichen Tag aufgenommen. Der Film zeigt einen abgemagerten Castro mit tiefen Tränensäcken und eingefallenen Wangen, wie er leise und langsam, aber mit klarem Bewusstsein spricht. Er kritisierte die hohen Kriegskosten der USA im Irak und warnte davor, dass US-Präsident George W. Bush einen Krieg mit dem Iran beginnen könnte.

Aktuelles Interview
Castro erwähnte den aktuellen Ölpreis (84 US-Dollar) und das Kursverhältnis von Dollar und Euro (1,41 Dollar für einen Euro) und bestätigte so, dass der Film tatsächlich am Freitag aufgenommen wurde. Offensichtlich um die Aktualität der Aufnahmen noch zu unterstreichen, zeigte Castro ein Exemplar der in dieser Woche erschienenen Autobiografie des ehemaligen US-Notenbankchefs Alan Greenspan, aus der er auch zitierte. Allerdings trug Castro nicht aus dem Buch selbst vor, sondern aus Exzerpten in großen Druckbuchstaben. Castro sprach zudem über einen Essay, den er selbst geschrieben hat. Bei dem Gespräch trug er einen rot-weiß-blauen Trainingsanzug mit dem Schriftzug "F. Castro".

Gerüchte
Der kubanische Präsident äußerte sich nicht zu seinem Gesundheitszustand und zu seinen Zukunftsplänen. Er machte sich aber lustig über Gerüchte, wonach er im Sterben liege. "Sie sagen, ich sei gestorben, und was wäre, wenn ich stürbe und dass ich übermorgen sterben werde oder so. Niemand weiß aber, wann sie sterben werden", sagte Castro mit Blick auf seine Gegner in den USA.

Zu Beginn des Interviews verlor Castro mehrmals den Gesprächsfaden, doch im Laufe des Gesprächs schien er an Kraft zu gewinnen und sich wohler zu fühlen. "Ich glaube, er sieht besser aus denn je", kommentierte der kubanische Bürger Arnaldo Fuster den Auftritt des Präsidenten. "Er ist alt, hat aber noch alle seine Sinne. Sein Gedächtnis ist normal, er sieht normal aus."

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Castro wurde seit dem 31. Juli 2006 nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Damals gab er bekannt, dass eine Darmoperation ihn dazu zwinge, die Amtsgeschäfte seinem jüngeren Bruder Raul zu übergeben. Zuletzt strahlte das kubanische Fernsehen am 5. Juni Filmaufnahmen von Castro aus.

Außenminister Felipe Perez Roque sagte am Freitag: "Fidel widmet sich seiner Erholung mit Disziplin und hat eine produktive Arbeitsperiode - er liest, studiert, schreibt, hält sich bei den wichtigsten Entscheidungen des Landes auf dem Laufenden und nimmt daran teil." Vizepräsident Carlos Lage sagte, die Schreibaktivitäten von Castro seien ein Beleg dafür, dass seine Heilung Fortschritte mache.

Der venezolanische Präsident und enge Castro-Vertraute Hugo Chavez verriet indes, dass sein kubanischer Amtskollege nur dank massiver Bluttransfusionen überlebt habe. "Sie haben fast sein gesamtes Blut mit Transfusionen ausgetauscht", sagte Chavez vor Journalisten am Freitag. Damals sei er dem Tod nahe gewesen. "Fidel ist am Leben, weil er Fidel ist."

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