36 Menschen starben bei den Zusammenstößen, es sollen auch Kinder unter den Toten sein. Die Indios protestieren gegen die Ausbeutung der Bodenschätze ihres Landes.
Bei Zusammenstößen zwischen Indios und Polizisten im peruanischen Amazonasgebiet sind am Freitag (Ortszeit) bis zu 36 Menschen umgekommen. Über die genaue Zahl gab es widersprüchliche Angaben: Nach Angaben der Regierung in Lima wurden elf Polizisten und drei Indianer getötet sowie 109 Menschen verletzt. Indio-Führer sprachen von 25 getöteten und 50 verletzten Ureinwohnern und warfen der Polizei vor, bei einem friedlichen Protest einen "Völkermord" verübt zu haben.
Streit um Öl und Gas
In den peruanischen Amazonasgebieten
werden große Öl- und Gasvorkommen vermutet, die Präsident Alan Garcia von
ausländischen Firmen erschließen lassen will. Dagegen wehren sich die
Indio-Völker in den Dschungelprovinzen, die sich zudem in ihren
verfassungsmäßig garantierten Mitspracherechten übergangen fühlen. Die Lage
ist seit Wochen angespannt, Garcia verhängte am 9. Mai in vier Provinzen den
Ausnahmezustand.
Am Freitag blockierten rund 5.000 Indios eine Dschungelstraße in dem Gebiet Curva del Diablo. Indio-Führer sagten, die Polizei habe aus Hubschraubern Tränengas abgeworfen und auf die Demonstranten geschossen. Die Polizei erklärte dagegen, die Indios hätten Polizisten mit Schusswaffen angegriffen. Unabhängige Informationen über die Zusammenstöße gab es nicht - Journalisten haben kaum Zugang in die entlegene Region.
Indios hielten Polizisten als Geiseln
Die Behörden verhängten am
Freitagabend eine Ausgangssperre in dem betroffenen Gebiet. 36 Personen
seien festgenommen worden. Innenministerin Mercedes Cabanillos sagte, die
Indios hielten 38 Polizisten in einer Einrichtung der staatlichen
Ölgesellschaft Petroperu als Geiseln. Garcia warf Indio-Führer Alberto
Pizango vor, den Widerstand gegen die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen
auf eine "kriminelle Ebene" geführt zu haben.
Der peruanische Polizeichef Jose Sanchez Farfan sagte, die Demonstranten hätten auch Regierungsgebäude in Brand gesteckt. An einer Stelle sei eine Gruppe von sechs bis acht Beamten von tausenden Indianern umzingelt und getötet worden - einige mit Speeren. Ministerpräsident Yehude Simon sagte in Lima: "Man kann nicht sagen, dass die Indios die Opfer waren."
Kinder unter den Toten
Indio-Führer Servando Puerta erklärte
dagegen, unter den 25 getöteten Demonstranten seien drei Kinder. Der
Ombudsmann der Regierung sagte, er könne nur den Tod von fünf Indios
bestätigen.
Pizango wies den Vorwurf zurück, Demonstranten hätten Polizisten getötet. Die Demonstranten seien unbewaffnet gewesen, sagte der Präsident der Interethnischen Entwicklungsvereinigung des Peruanischen Dschungels. Er forderte internationale Menschenrechtsgruppen auf, einzuschreiten.
Gegen Ausbeutung der Bodenschätze
Die Indios protestieren
seit April gegen die von Garcia erlassenen Verfügungen zur Erschließung
ihres Landes und der Ausbeutung der Bodenschätze. Die Ureinwohner werfen dem
Präsidenten vor, nicht mit ihnen in redlicher Absicht über die Verträge
gesprochen zu haben, die 30.000 Indios in sechs Amazonas-Provinzen
betreffen. Damit habe er gegen die peruanische Verfassung und
internationales Recht verstoßen, kritisieren sie. Die katholischen Bischöfe
in Peru veröffentlichten im vergangenen Monat eine Erklärung, in der sie die
Kritik der Indios als gerechtfertigt bezeichneten. Garcia hat erklärt, das
Gesetz sei für die Entwicklung Perus nötig.
Wegen der Proteste stoppte Petroperu am 26. April den Öltransport durch eine Pipeline in den Dschungelgebieten im Norden. Dadurch sei ein Schaden von 448.000 Dollar (316.005 Euro) entstanden, teilte Petroperu mit.