Spendenskandal

Geschäftsmann belastet Israels Premier schwer

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Morris Moshe Talansky hat ausgepackt: Er gab an, illegal über 150.000 US-Dollar Israels Premier Olmert übermittelt zu haben.

Im jüngsten Bestechungsskandal um Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat der Hauptzeuge vor Gericht umfangreiche Zahlungen an den Politiker eingeräumt. Er habe dem Regierungschef immer wieder Bargeld in Briefumschlägen gegeben, aber keine Gegenleistung dafür erhalten, sagte der New Yorker Geschäftsmann Morris Moshe Talanksy am Dienstag in Jerusalem. "Ich habe vom Ministerpräsidenten nichts erwartet und nichts bekommen."

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© oe24

(c) Reuters

Tränen vor Gericht
Über einen Zeitraum von 15 Jahren habe er Olmert insgesamt 150.000 Dollar (95.178 Euro) zukommen lassen, sagte der weißhaarige Talansky, der vor Gericht in Tränen ausbrach. Es habe sich um Spenden, aber auch um persönliche Darlehen gehandelt, die der konservative Politiker indes nie zurückgezahlt habe. Einmal habe er Olmert für einen privaten Italien-Besuch 25.000 Dollar gegeben. Der 75-Jährige beschrieb Olmerts Vorliebe für teure Zigarren, Füllfederhalter und Armbanduhren. Die nicht erfüllten Versprechen, persönliche Darlehen rückzuerstatten, stufte er in die Kategorie "berühmte letzte Worte" ein.

Talansky sagte, er habe Olmert bei verschiedenen Treffen in New York oder Israel jeweils zwischen 5.000 und 15.000 Dollar in bar zugesteckt. "Ich habe ihn gefragt, warum ich nicht einfach einen Scheck ausstellen kann, aber er sagte, es gehe darum, über welche Kanäle das Geld fließe." Er habe Olmert als Brückenbauer zwischen religiösen und säkularen Juden bewundert und ihn deshalb auch in parteiinternen Wahlkämpfen finanziell unterstützt.

Olmert tritt bei Anklage zurück
Olmert hat jedes Fehlverhalten zurückgewiesen und für den Fall einer Anklage seinen Rücktritt angekündigt. Ein Regierungswechsel droht die Nahost-Friedensverhandlungen wieder einmal zu verzögern, die aber bis zum Jahresende zu einem Abkommen führen sollen.

Der 62-jährige Regierungschef setzte das Geld eigenen Angaben zufolge für Wahlkämpfe ein, darunter um das Amt des Jerusalemer Bürgermeisters in den 90er Jahren. Das israelische Wahlgesetz untersagt Spenden von mehr als wenigen hundert Dollar. Justizkreisen zufolge summierten sich Talanskys Gaben auf Hunderttausende Dollar.

Zweimaliges Polizei-Verhör
Olmert wurde in dem Fall in den vergangenen Wochen zweimal von der Polizei verhört. Staatsanwalt Moshe Landor sagte am Rande der Anhörung Talanskys, eine Anklage sei noch offen. Die Anwälte Olmerts sollten noch Gelegenheit erhalten, den US-Geschäftsmann ins Kreuzverhör zu nehmen. Olmert stand wiederholt im Verdacht der Günstlingswirtschaft, wurde bisher aber immer entlastet.

Der Oberste Gerichtshof hatte bereits vergangene Woche einen Einspruch des Regierungschefs gegen die gerichtliche Anhörung von Talansky abgewiesen. Die Anwälte Olmerts hatten vergeblich gegen einen Beschluss des Bezirksgerichts von Jerusalem protestiert, den US-Geschäftsmann vor seiner Rückkehr in die USA unter Eid zu befragen.

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