Der Iran hat nach Larijanis Rücktritt damit gedroht, im Falle eines Angriffs massiv zurückzuschlagen.
Innerhalb von einer Minute könnten "11.000 Raketen auf feindliche Stellungen" abgefeuert werden, sagte ein ranghoher Offizier der Revolutionsgarden, General Mahmoud Tshaharbaghi, am Samstag laut einer Meldung des staatlichen Fernsehens. Auf mögliche Angriffsziele ging er nicht ein, auch wurden keine Staaten namentlich erwähnt.
Warnung vor "Drittem Weltkrieg"
US-Präsident George W.
Bush hatte am Mittwoch vor einem Dritten Weltkrieg gewarnt, sollte der Iran
in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Tags darauf relativierte seine
Sprecherin die Äußerung als "rein rhetorische Anmerkung".
Die iranische Regierung kritisierte, Bushs Aussage stelle eine Gefahr für
den Frieden und die internationale Sicherheit dar.
Larijani tritt zurück
Der überraschende Rücktritt des
iranischen Atom-Chefunterhändlers Ali Larijani bedeutet laut Teheran keinen
Kurswechsel in der Atompolitik des Landes. "Präsident Mahmoud Ahmadinejad
hat das Rücktrittsgesuch Larijanis angenommen, aber die Politik der
Islamischen Republik hält an ihrem unveränderlichen Ziel fest", sagte
Außenamtssprecher Mohammed Ali Hosseini am Sonntag. Tags zuvor hatte Teheran
Larijanis Rückritt bekanntgegeben und Vizeaußenminister Said Jalili als
Nachfolger benannt. Ein für Dienstag in Rom geplantes Treffen des
EU-Außenbeauftragten Javier Solana mit einer iranischen Delegation soll wie
geplant stattfinden.
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Die Hintergründe für den Rücktritt Larijanis blieben zunächst im Dunkeln. Regierungssprecher Gholam Hossein Elham sprach am Samstag lediglich von "persönlichen Gründen" und "anderen politischen Aktivitäten" Larijanis. Außenamtssprecher Hosseini widersprach Darstellungen, wonach Differenzen zwischen Ahmadinejad und seinem obersten Atombeauftragten der Grund für dessen Rückzug seien. "Unter allen Verantwortlichen im Iran herrscht ein tiefes Einvernehmen über das angestrebte Ziel", sagte Sprecher Hosseini.
Immer wieder Spekulationen
Spekulationen über einen möglichen
Rücktritt Larijanis gab es in Teheran in unregelmäßigen Abständen. So soll
er Ahmadinejads konfrontativen Stil im Atomkonflikt mit dem Westen abgelehnt
haben. Der Vorsitzende des iranischen Sicherheitsrates reichte bereits
mehrere Rücktrittsgesuche ein. Bisher drang davon aber nichts Offizielles
nach außen. Ahmadinejad habe "schließlich" eingewilligt, erklärte Elham laut
mehreren iranischen Nachrichtenagenturen. Seinen Posten im Nationalen
Sicherheitsrat behält Larijani.
Nachfolger Jalili ist im Außenministerium bisher für Europa und Amerika zuständig. Bereits das Treffen mit Solana in Rom werde von Jalili wahrgenommen, bestätigte Hosseini. Zugleich betonte der Sprecher, dass der Iran in der Atompolitik "den Weg entschlossen weitergehen wird."