Eskalation in Nahost

Israel und der Iran wetzen die Messer

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Israel soll im Manöver einen Luft-Angriff auf den Iran geübt haben. Teheran reagiert empört - und droht Tel Aviv mit einem Gegenschlag.

Der Iran sieht sich für alle denkbaren militärischen Szenarien, einschließlich eines israelischen Schlags gegen seine Atomanlagen, gerüstet. Das erklärte Parlamentspräsident Ali Larijani am Sonntag laut einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA in Teheran. "Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet, sollten sie (die Israelis) jedoch tatsächlich solch eine unkluge Aktion planen, dann würde ihnen weit größerer Schaden drohen als uns", sagte der frühere iranische Atom-Chefunterhändler.

Die "New York Times" hatte am Freitag berichtet, Israel habe in der ersten Juni-Woche während eines Großmanövers Bombenangriffe auf iranische Atomanlagen geprobt. Mehr als 100 Kampfflugzeuge vom Typ F-16 und F- 15 sowie Rettungshubschrauber und Tankflugzeuge hätten an der Übung über dem östlichen Mittelmeer und Griechenland teilgenommen, berichtete das amerikanische Blatt unter Berufung auf mehrere US-Regierungsbeamte. Lesen Sie hier mehr dazu!

Teheran zweifelt an Israels Militärkraft
Der iranische Regierungssprecher Gholam-Hossein Elham bezeichnete Israel am Samstag als "gefährliches Regime". Er bezweifle aber, dass der jüdische Staat in der Lage sei, iranische Anlagen anzugreifen. Dennoch gefährdeten solche Drohungen den Weltfrieden. Die iranische Regierung bekräftigte zugleich ihr Festhalten an der Urananreicherung. Die westliche Forderung nach einer Einstellung der Aktivitäten sei "unlogisch", sagte Regierungssprecher Elham laut IRNA. Auf den jüngsten Verhandlungsvorschlag im Atomstreit werde sein Land in angemessener Zeit antworten. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana hatte das Angebot vor einer Woche unterbreitet.

Der Vorschlag sieht umfangreiche Hilfen für den Iran in den Bereichen Handel, Finanzen und Landwirtschaft sowie Unterstützung im Atom- und Technologiebereich vor. Bedingung ist eine Aussetzung der Urananreicherung. Außenminister Manouchehr Mottaki hatte am Donnerstag die Bereitschaft seines Landes zu Verhandlungen über das neue Angebot bekundet. Regierungssprecher Elham betonte allerdings am Samstag: "Die Fortsetzung der Verhandlungen wird nicht auf einer Aussetzung (der Urananreicherung) beruhen."

ElBaradei droht mit Rücktritt
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohamed ElBaradei, hat eindringlich vor militärischen Angriffen auf den Iran gewarnt. "Ein militärischer Angriff wäre schlimmer als alles andere", sagte er in einem Interview des Fernsehsenders Al-Arabiya. "Er würde den Nahen Osten in einen Feuerball verwandeln". Sollte es im Streit um das iranische Atomprogramm zu militärischen Auseinandersetzungen kommen, wäre er nicht länger in der Lage, seine Arbeit an der Spitze der IAEO (IAEA) fortzusetzen, warnte ElBaradei, der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.

Israels Militär ist nach Ansicht von Experten nicht in der Lage, das iranische Atomprogramm komplett zu zerstören. "Die USA sprechen von etwa 1000 Zielen, während ein israelischer Angriff sich gegen etwa 100 Ziele richten würde", sagte am Samstag der ehemalige US-Luftwaffenoffizier Sam Gardiner, der militärische Planspiele für Regierungsbehörden leitet. Ein solcher Schlag würde das iranische Programm eher stören als zerstören.

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