Das Wahlkampffieber grasiert unter Italiens Parteien. Jetzt rüsten alle für die vorgezogenen Parlamentswahlen.
Nachdem Senatspräsident Franco Marini am Montag seine Bemühungen zur Bildung einer Übergangsregierung für gescheitert erklärt hat, geht die Legislaturperiode in Italien nach knapp 22 Monaten zu Ende. Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano hat laut einer offiziellen Erklärung die Präsidenten beider Parlamentskammern, Franco Marini und Fausto Bertinotti, für ein Gespräch am Dienstagabend zu sich geladen.
Wahlen könnten im April stattfinden
Dies gilt als Schritt
zur Auflösung des Parlaments und der Ausrufung von Neuwahlen. Den Wahltermin
wird der Ministerrat nach Auflösung des Parlaments bekannt geben. Laut
unbestätigten Medienberichten könnten die Parlamentswahlen am 6. oder am 13.
April stattfinden. Sie würden mit Kommunalwahlen in 500 italienischen
Gemeinden zusammenfallen.
Regierungskrise führt zu Auflösung des Parlaments
Mit
dem Beschluss, das Parlament aufzulösen, zieht Präsident Napolitano die
Konsequenzen einer scheinbar unlösbaren politischen Krise, in die das Land
nach dem Sturz der Regierung von Ministerpräsidenten Romano Prodi am 24.
Jänner geschlittert ist. Obwohl er sich bis zuletzt gegen Neuwahlen
gesträubt hatte, musste Napolitano kapitulieren, nachdem Senatspräsident
Marini bei seinen Bemühungen zur Bildung einer Übergangsregierung
gescheitert war. Die politischen Bedingungen für den Aufbau einer
Übergangsregierung seien nicht vorhanden, hatte Marini betont. Sie hätte
eine Wahlrechtsreform erarbeiten sollen, die stabilere politische
Verhältnisse in Italien ermöglicht. Das bisherige Wahlrecht begünstigt
kleinere Parteien und damit die Zersplitterung des Parlaments.
Berlusconi könnte Wahl gewinnen
Umfragen deuten zuletzt
daraufhin, dass die konservative Mitte-Rechts-Allianz von Silvio Berlusconi
eine Wahl nach dem derzeitigen Wahlrecht gewinnen würden. Der
Medienunternehmer war zuletzt von 2001 bis 2006 Ministerpräsident, wurde
dann jedoch nach einer verlorenen Parlamentswahl von Prodis
Mitte-Links-Bündnis abgelöst. Berlusconi rechnet mit einem Wahlsieg mit 16
Prozentpunkten Vorsprung gegenüber dem Block von Walter Veltroni.
Berlusconis Verbündeter, Pier Ferdinando Casini, Chef der
christdemokratischen UDC, warnte Berlusconi jedoch vor übertriebenem
Optimismus. Es könnte bei Neuwahlen keinen überwältigenden Sieg für eines
der beiden politischen Lager geben. Deshalb gehe es darum, für das Land zu
arbeiten und nicht gegen den politischen Gegner.
Wahlkampfthema: Weniger Minister
Auch die Mitte-Links-Koalition
rüstet sich in Hinblick auf Neuwahlen im April. Der Chef der Demokratischen
Linken, Veltroni, der bis zuletzt eine Übergangsregierung unter Marinis
Leitung unterstützt hatte, arbeitet bereits an einem Wahlprogramm und an
einer eigenen Regierungsmannschaft. Er will lediglich zwölf Minister
einsetzen, halb so viele wie in der Regierung Prodi.