Ost-Kongo

Kämpfe treiben Tausende in die Flucht

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Im Osten Kongos sind am Samstag tausende Menschen vor heftigen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen geflohen.

Wie Innenminister Denis Kalume und UN-Vertreter berichteten, wurden am frühen Morgen Stellungen des Militärs in Sake in der östlichen Provinz Nord-Kivu angegriffen. In UN-Kreisen hieß es, Truppen des Rebellengenerals Laurent Nkunda hätten eine aus mehreren ehemaligen Bürgerkriegsgruppen zusammengesetzte Einheit der Armee mit Granaten und Panzerabwehrraketen beschossen. Nach stundenlangen Gefechten schienen sich die die Rebellen zurückgezogen zu haben, berichtete ein Sprecher der UN-Truppen.

Nach Einschätzung eines UN-Hilfskoordinators in der Region floh ein Großteil der Zivilbevölkerung aus Sake in den Busch. Etwa 15.000 bis 20.000 Menschen hätten die Stadt und ihre Umgebung verlassen. Er hoffe jedoch, dass sich die Situation beruhige und die Flüchtlinge bald wieder zurückkehren könnten.

Tutsi getötet
Krankenhäuser in der Regionalhauptstadt Goma berichteten von mindestens 45 Verletzten auf beiden Seiten sowie 15 Opfern unter der Zivilbevölkerung. Auslöser der Gewalt war offenbar die Tötung eines Tutsi in Sake. Auch Rebellenführer Nkunda gehört der ethnischen Gruppe der Tutsi an.

Die Unruheregion ist auch seit dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs 2003 immer wieder Schauplatz von Kämpfen zwischen Rebellen und der Armee, wenngleich es dort in den vergangenen Monaten relativ ruhig war. Dennoch sind in der Gegend weiterhin zehntausende Menschen auf der Flucht.

Gericht in Brand gesetzt
Auch in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa war die Lage am Samstag angespannt. Grund war der Ablauf eines Ultimatums, das Präsident Joseph Kabila der Miliz seines bei der Wahl unterlegenen Herausforderers Jean-Pierre Bemba gesetzt hatte, aus der Hauptstadt Kinshasa abzuziehen. Kabila drohte dabei mit dem Einsatz der Armee. Die ersten Anhänger Bembas zogen sich daraufhin Ende der Woche zurück.

Zuvor waren sie an schweren Unruhen vor dem Obersten Gericht Kongos beteiligt gewesen. Dabei wurde auch das Gerichtsgebäude in Brand gesetzt. Das Oberste Gericht befasste sich am Samstag in einer Anhörung erneut mit Bembas Vorwürfen des Wahlbetrugs. Der Oppositionspolitiker hat das Ergebnis angefochten.

„UN-Soldaten unfähig“
Kongolesische Regierungsvertreter äußerten zuletzt Unmut über die angebliche Unfähigkeit der mehr als 17.500 UN-Soldaten sowie der EU-Truppe EUFOR, Bembas Anhänger in Kinshasa unter Kontrolle zu bringen. Die Parlaments- und Präsidentenwahl im Sommer war die erste demokratische Abstimmung im Kongo seit der Unabhängigkeit von Belgien 1960. Die Abstimmung sollte einen Schlussstrich unter den Bürgerkrieg ziehen, in dessen Verlauf von 1998 bis 2003 Schätzungen zufolge etwa vier Millionen Menschen ums Leben kamen. Die Eufor, an der auch deutsche Soldaten beteiligt sind, wurde zur Absicherung der Wahl entsandt.

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